Soldatenleben im 18. Jahrhundert. 469 
viel als möglich zu verhindern, da sie das Reich entvölkerten und sonstige 
schlechte Folgen nach sich zögen. Aber der einzige deutsche Fürst, der that¬ 
sächlich gegen diese Wirtschaft auftrat, und zwar mit Worten und Werfen, 
der einzige, der sich zu einem sittlichen und nationalen Protest erhob, war 
Friedrich der Große. Er verbot den Durchmarsch der vermieteten Trnppen 
durch preußisches Gebiet und schrieb seinem Ansbachischen Vetter: „Ich 
gestehe Ew. hochsürstlichen Durchlaucht, daß Ich niemals an den gegenwär¬ 
tigen Krieg in Amerika denke, ohne unangenehm berührt zu werden von 
der Gier einiger deutscher Fürsten, welche ihre Truppen einer sie gar nichts 
angehenden Sache opfern." 
55. Solbatenleben im 18. Jahrhundert. 
(Nach: H. Schenbe, Aus den Tagen unserer Großväter. Berlin, 1873. @.225—256. 
Prof. K. Biedermann, Deutschland im 18. Jahrhundert. Leipzig, 1880. Bd. I, 
S. 185 — 205.) 
pie Umwandlung der Söldnertruppen, wie wir sie noch im dreißig¬ 
jährigen Kriege heute auf dieser, morgen auf jener Seite der Kämpfenden 
ihre Haut buchstäblich zu Markte tragen sehen, zu regelmäßigen und stehenden 
Heeren war eine notwendige Folge des im Zeitalter Ludwigs XIV. sich aus¬ 
bildenden fürstlichen Absolutismus. Französische Einrichtungen dienten allen 
europäischen Armeen zum Muster, französische Bezeichnungen bürgerten sich 
im Kriegswesen des gesamten Abendlandes ein, französische Ingenieur- und 
Festungskunst war überall maßgebend. 
Was in den größeren Staaten bei allen Übertreibungen und Auswüchsen 
doch immer einen ernsten Zweck und bedeutungsvollen Hintergrund hatte, 
sofern das Militär für Zwecke des Staates, wenn auch lediglich nach dem 
Gutbefinden des Fürsten verwendet wurde, das war in den kleinen Staaten 
beinahe nichts als ein kostbares Spielzeug, eins von denen vielen Luxusmit¬ 
teln, mit denen die kleinen Höfe prunkten, ohne wirklichen Nutzen für das 
Volk, umsomehr aber eine Last und oft sogar eine Quelle der Entsittlichung 
desselben. Während in Brandenburg unter dem großen Kurfürsten die Armee 
beinahe schon die Hälfte aller Landeseinkünfte aufzehrte, stieg in mancher 
deutschen Miniaturmonarchie dieses Verhältnis bis zum Stillstand des ge¬ 
samten Staatsbetriebes. 
Bis zu welchen Karikaturen die fürstliche Soldatenleidenschaft ausarten 
konnte, belegt unter vielen anderen seiner Standesgenossen Markgraf Karl 
von Baden-Durlach, der Gründer von Karlsruhe, der sich nicht mit einer 
Trabantengarde männlichen Geschlechts begnügte, sondern sich mit einem 
förmlichen Amazonenkorps umgab, das, aus den stattlichsten seiner Unter- 
thaninnen rekrutiert, in Gewehrexerzitien und Paradeschritt seine übrigen 
Soldaten beschämt haben soll. Ein anderer deutscher Fürst ließ seine Sol-
	        
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