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seine Sache vorzutragen. Christian betrachtete den dith- 
marsischen Bauern mit großem Interesse; hatte er doch 
stets eine gewisse Zuneigung zu dem tapferen Bauernvolke, 
das einem seiner Vorfahren so erfolgreich Widerstand ge¬ 
leistet hatte. Auch versprach er Wiben, seine Angelegenheit 
durch die tüchtigsten Rechtsgelehrten in Kopenhagen prüfen 
zu lassen; während aber dieses geschehe, möge sich Wiben 
als Gast des Königs betrachten. So kam Wiben Peter 
an den glänzenden Hos des Königs von Dänemark und er 
benutzte diese Gelegenheit, unter den Rittern des dänischen 
Hofes seiner Sache Freunde zu erwerben; aber trotzdem 
hatte seine Anwesenheit in Kopenhagen nicht den Erfolg, 
den er erwartet hatte. Die Prüfung durch die Rechts¬ 
gelehrten dauerte lange, und als sie endlich beendet und, 
wie nicht anders sich erwarten ließ, zu seinen Gunsten 
ausgefallen war, da war Wiben dennoch genau so weit 
wie vorher. 
Einen Teil des Sommers verbrachte der König all¬ 
jährlich am Ufer des Esromsees, im nördlichen Teile 
von Seeland. Auch Wiben wurde eingeladen, den Hof 
dorthin zu begleiten, und es war eine neue Welt, die sich 
hier vor ihm anfthat. Das Bernhardinerkloster am nörd¬ 
lichen Ufer des Sees, damals noch nicht so verfallen wie 
heute, diente dem Könige und seinem Gefolge als Wohnung, 
und die Jagd in den hochragenden Buchenwaldungen, die 
den See von allen Seiten umsäumen, brachte genügende 
Abwechselung in die Eintönigkeit des Landlebens. Des 
Abends aber versammelte sich die ganze vornehme Hof¬ 
gesellschaft auf einem Hügel am Ufer des Sees, wo bei 
gutem Wetter das Abendbrot eingenommen wurde, und 
Geschichten und Sagen vom Könige Waldemar Atterdag, 
der einst in dieser Gegend ein Schloß besaß und noch 
jetzt nächtlicherweile durch Wald und Sumpf jagte, ver¬ 
kürzten die Zeit. 
Eines Abends hatte sich Wiben Peter von der Hof¬ 
gesellschaft entfernt und erging sich allein am Seeufer. 
Eine plötzliche Sehnsucht nach der Heimat, nach Weib und 
Kind hatte ihn ergriffen. Wie lange war es nun doch 
Tiemann, Wiben Peter. 5
	        
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