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zum Kriege; er hat keine Lust dazu, weil er zu viel mit
den Pfaffen verkehrt. Die alten katholischen waren mir
in mancher Beziehung lieber als die neuen lutherischen;
jene waren weltsrendiger und kriegerischer, diese aber
triefen von lauter Friedensworten. Und sie haben nur
allzuviel Einfluß am Hofe zu Kopenhagen. Aber die
Zeiten werden sich ändern. Den Kronprinzen werde ich
zu einem Feinde der Dithmarschen erziehen, und fällt
einst die Krone ihm zu, so seid sicher, Wibeu Peter, so
wird das wahr, was Ihr vorhin dem Könige geraten
habt. Faßt Euch deshalb in Geduld."
„Dank Euch für die gute Meinung, Ritter", ent¬
gegnen Wiben; „aber so lange kann ich nicht warten. Ge¬
habt Euch wohl; und hört Ihr demnächst von feindlichen
Einfällen in Dithmarschen, so denkt an Wiben Peter, an
den Rächer des ihm widerfahrenen Unrechts." Und höf¬
lich seinen Hut lüftend ging er davon.
Am anderen Morgen in aller Frühe brach Wiben
nach Kopenhagen auf. Seinem Bruder, den er in der
alten Herberge am Hafen aufsuchte, gab er den Auftrag,
nach einem Schiffe auszuschauen, das nach Kiel oder Lübeck
führe; ihre Aufgabe in Kopenhagen sei beendet. Schon
nach wenigen Tagen fuhr ein Schiff ab; die beiden Brü¬
der stiegen an Bord und hatten bald die Königsstadt im
Rücken. Als aber das Schiff auf der offenen Ostsee
segelte, da stand in der Nacht ein einsamer Mann, fest
in seinen Mantel gehüllt, auf dem Verdeck und mur¬
melte: „Der Würfel ist gefallen. Kann ich keinen ehr¬
lichen Krieg haben, nun wohl, so helfe ich mir selber.
Jetzt, Unheil, gehe Deinen Lauf!"
VII.
Nicht lange nachdem Wiben Peter den Hof des
Königs von Dänemark verlassen hatte, schwirrten un¬
heimliche Gerüchte durch das Land Dithmarschen. Es
hieß, daß hie und da, oft auch an mehreren Orten gleich-