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Unschuld; Lothar glaubte ihm nicht. „Bei Gott", so
sprach er, „die treulose Stadt soll es fühlen, daß ich
König bin, nnd nicht ungestraft soll dieser Frevel bleiben!"
Im höchsten Zorn verließ er mit seinem Gefolge bie
des Bifchofs und betrat die von beut aufgeregten
Volte versperrten Gaffen. Schrecklich heulten bie Sturm¬
glocken durch bie Luft; aus vielen Häufern schlugen schon
bte Flammen empor. Die gesamte Streitmacht bes
Königs sammelte sich Mb um ihren Herrn, unb an ber
Spitze seiner Mannen rückte er gegen ben Dom vor, in
unb vor betn sich bie bewaffneten Bürger und die Dienst¬
leute des Bischofs gesammelt hatten. Ein schreckliches
Blutbad entstand hier. Vergebens war es, daß ber
greise Bischof, mit bem Kreuze in ber Hanb, sich zwischen
bte Kämpfenden stürzte unb versicherte, baß nur ein
trauriges Mißverständnis bie Ursache bes bedauerns¬
werten^ Kampfes sei; im Gewühl und Geschrei wurde
seine Stimme nicht gehört, unb um ben Bischof vor ben
ergrimmten Solbaten bes Königs zu schützen, würbe er
an Hauben unb Füßen von ben Seinen in ben Dom ge¬
zerrt. Die ganze Nacht wahrte ber Kampf. Ein großer
-teil ber ^tabt ging während besselben in Flammen auf;
Greise, Weiber unb Kinder fanben ben Tob in bem ra-
senben, verzehrenben Elemente. Erst mit bem Morgen¬
grauen ließ bas Gemetzel nach; Lothar aber verließ mit ben
Seinen im Zorn bie ungastliche Stadt und schlug vor
derselben auf dem Lechfelde, wo einst ein anderer großer
Sachsenkaiser siegreich gegen bie Ungarn gestritten, sein
Lager auf. ' Vergebens baten am anberen Tage die er¬
schrockenen Bürger um Schonung. Der König hatte be¬
schloßen, an Augsburg völlige Rache zu üben, damit
wahrenb seiner Abwesenheit anbern Stabten im Reiche
jeber Gedanke an Untreue und Aufruhr verleidet werbe.
Daher ließ er von feinen Solbaten bie Wälle ber Stabt
abtragen unb bte Graben zuschütten, bamit sie zum fer¬
nerem Wiberstanbe unfähig fei, unb erst als er bas Werk
der Zerstörung ganz vollenbet, ließ er von ber unglück¬
lichen Stadt ab, die nur noch einem rauchenden Trümmer-