fullscreen: Für mittlere Klassen (Theil 2, [Schülerband])

477. 
11. Was nicht das Ohr vernommen, das hat das Aug' erkannt; 
Die unten sahn ihn schweben auf psadlos steiler Wand, 
Gebet und Glocken rufen für ihn zum Himmelsdom, 
Bon Kirche zu Kirche wallfahrt der bange Menschenstrom. 
12. Jetzt an dem Fuß des Felsens erscheint ein bunter Chor, 
Ein Priester inmitten, weisend das Sacrament empor. 
Map sieht nicht das bunte Wimmeln aus ferner Thalesflur, 
Er sieht Las blitzende Glänzen der Goldmonstranze nur. 
13. „Fahr wohl nun, Welt und Leben! schwer fällt der Abschied mir; 
O unerforschlich Wesen, du winkst, ich folge dir! 
Ich schien ein Baum voll Blüten, — dein Blitz hat ihn erschlagen, 
Ach gerne hätt' er früher noch süße Frucht getragen! 
14. Ich schien ein Bauherr, thürmend den Dom zu deinem Ruhm, — 
Nicht durft' er ganz vollenden der Liebe Heiligthum! 
Ein Priester, plötzlich stürzend todt an des Altars Stufen, — 
Er hätte gern erst Segen noch übers Volk gerufen! 
15. So mag dies Herz denn brechen, von Lieb' und Segen voll! 
So modre nun mein Busen, der thatenschwanger schwoll! 
Verwelke Hand, denn nimmer krönt deine Müh' Gedeihn! 
Nur Gottes bester Engel kann hier mein Retter sein!" 
16. Er spricht's und hebt zum Himmel nun Angesicht und Arm, 
Und in die Kniee sinkt er und betet still und warm; 
Da klopft's auf seine Schulter, er fährt erschreckt empor; 
„Komm heim, du bist gerettet!" so ruft es an sein Ohr. 
17. Und einen Bergmann sieht er froh lächelnd vor sich stehn, 
Der faßt ihn fest beim Arme und winkt ihm fürder zu gehn; 
Mit Leitern, Stahl und Seilen wird kühn ein Pfad gebahnt, 
Bo Maxens Fußtritt strauchelt, stützt ihn des Retters Hand. 
18. Der lädt ihn auf den Rücken, wo Klüfte schwindelnd drohn; 
Wohl sind der Treue Schultern der Fürsten schönster Thron! 
Nasch geht's zu Thal, wo jauchzend Tyrol empfängt die Zwei; 
Kein Spötter kann belächeln die seltne Reiterei. 
19. Wohl kündet uns die Sage aus grauer Ahnenzeit 
Bon einem Himmelsboten, der schützend ihn befreit; 
Ja, wohl ein Engel war es, ein Schutzgeist stark und kühn, 
Des treuen Volkes Liebe, so nennt zu deutsch man ihn. 
20. Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land 
And zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand; 
Noch lebt die alte Kunde und jubelt himmelwärts 
Aus manchen Sängers Munde, aus aller Tyroler Herz! 
A. Grün.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.