Full text: Der Freischöffe von Berne (3)

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Herbsttage; anhaltende Regengüsse hatten das Wasser des 
Weserstromes anschwellen gemacht, so daß es bis hoch 
an die Deiche heranreichte. Da faßten sie den Plan, 
mit Kähnen über die Weser bis an die Deiche zu fahren, 
dieselben zu durchstechen und so das Land unter Wasser 
zu setzen. Die dadurch entstehende Verwirrung wollten sie 
dann benutzen, die Stedinger einzeln zu schlagen und das 
Land zu erobern. Aber die Bauern waren auf ihrer 
Hut. Als sie die Menge der Krieger, Büßlieder singend, 
auf dem hochangeschwollenen Strome herankommen sahen, 
sammelte sich alsbald auf den Deichen die streitbare 
Mannschaft, und glücklich wurde auch dieser Angriff zu¬ 
rückgeschlagen. Viele Hunderte von Kreuzfahrern fanden 
in den Fluten der Weser ein nasses Grab und ihre 
Leichen wurden der brausenden Nordsee zugetrieben, viele 
Kähne wurden von den Bauern versenkt; die übrigen 
aber eilten, wieder das rechte Stromufer zu erreichen, 
und heulend und wehklagend zogen die Geschlagenen nach 
Bremen zurück. 
Die Stedinger hatten durch diese beiden Angriffe 
gelernt, daß sie Ursache hatten, Tag und Nacht aus der 
Hut zu sein. Sie wußten wohl, daß nach diesen kleinen 
Kämpfen bald der Hauptangriff folgen werde, und alles 
deutete darauf hin, daß der Tag der Entscheidung 
nicht mehr fern sei. Aber ruhig sahen sie diesem 
Tage entgegen; die erfochtenen Siege schienen ihnen 
eine gute Vorbedeutung zu sein, und mehr als jemals 
waren sie entschlossen, ihre Freiheit bis zum letzten 
Blutstropfen zu verteidigen.
	        
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