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Herr Euch zu sein alle Zeit. Verharret Ihr aber in
Eurem Trotz, so wird er Euch und Euer Land mit Krieg
überziehen, und wehe alsdann den Besiegten!" Ein lauter
Ausruf des Zornes rang sich, als der Junker geendet
hatte, von den Lippen der bis dahin ängstlich lauschenden
Stedinger; hoch und drohend reckten sich die bewaffneten
Hände empor, und der Freischöffe hatte Mühe, endlich den
Aufruhr zu beschwichtigen und die Ruhe wieder herzu¬
stellen. Dann aber sprach er zu seinen Volksgenossen:
„Ihr habt gehört, was der Graf von uns verlangt; welche
Antwort soll ich ihm nun senden? Sprecht, wollt Ihr,
die freien Männer dieses freien Landes, ihm den Treu¬
eid schwören, wollt Ihr Knechte werden des Mächtigen,
der Euch Euer Gesetz und Eure Pflichten vorschreiben
wird, wollt Ihr fortan in den Strahlen der gräflichen
Gnadensonne wandeln und gute Tage sehen, aber dafür Eure
Freiheit verkaufen?" Und wie ans einem Munde riefen sie
alle: „Nein, nein, das wollen wir nicht! frei wollen wir
bleiben, wie auch unsere Väter gewesen sind; lieber wollen
wir den Tod, als Sklaverei!" — „Ihr habt die Antwort
gehört", sprach nun der Freischöffe zu dem Junker, der
blaß und regungslos dastand; „gehet hin und verkündet
Eurem Herrn und Vater, daß das Volk der Stedinger
gerüstet ist, seinem Angriff zu begegnen, daß wir aber
nimmer ihm den Eid der Treue leisten werden. Frei ist
bisher unser Land gewesen, und nur allein dem Kaiser
sind wir zur Treue und zum Gehorsam verpflichtet; aber
niemals werden wir einen Vasallen des Kaisers als unsern
Herrn anerkennen. O sprecht, warum mißgönnt Ihr
uns diese Freiheit, ohne welche wir nicht zu leben ver¬
mögen, die uns nötig ist wie die Luft, die wir atmen?
Warum laßt Ihr uns nicht in Ruhe nach unfern Gesetzen
leben, da wir doch Euch nicht hindern, dasselbe zu thun?
Warum tragt Ihr Fehde in unser Land, da wir doch
keine Fehde wollen, sondern nur verlangen, daß man uns
in Frieden leben lasse? Aber geht, gehet hin und bringet
Eurem Herrn die Antwort der freien Stedinger, daß wir
alle geloben, lieber zu sterben, als von unserm Recht und
unserer Freiheit zu lassen".