Full text: Der Freischöffe von Berne (3)

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Herr Euch zu sein alle Zeit. Verharret Ihr aber in 
Eurem Trotz, so wird er Euch und Euer Land mit Krieg 
überziehen, und wehe alsdann den Besiegten!" Ein lauter 
Ausruf des Zornes rang sich, als der Junker geendet 
hatte, von den Lippen der bis dahin ängstlich lauschenden 
Stedinger; hoch und drohend reckten sich die bewaffneten 
Hände empor, und der Freischöffe hatte Mühe, endlich den 
Aufruhr zu beschwichtigen und die Ruhe wieder herzu¬ 
stellen. Dann aber sprach er zu seinen Volksgenossen: 
„Ihr habt gehört, was der Graf von uns verlangt; welche 
Antwort soll ich ihm nun senden? Sprecht, wollt Ihr, 
die freien Männer dieses freien Landes, ihm den Treu¬ 
eid schwören, wollt Ihr Knechte werden des Mächtigen, 
der Euch Euer Gesetz und Eure Pflichten vorschreiben 
wird, wollt Ihr fortan in den Strahlen der gräflichen 
Gnadensonne wandeln und gute Tage sehen, aber dafür Eure 
Freiheit verkaufen?" Und wie ans einem Munde riefen sie 
alle: „Nein, nein, das wollen wir nicht! frei wollen wir 
bleiben, wie auch unsere Väter gewesen sind; lieber wollen 
wir den Tod, als Sklaverei!" — „Ihr habt die Antwort 
gehört", sprach nun der Freischöffe zu dem Junker, der 
blaß und regungslos dastand; „gehet hin und verkündet 
Eurem Herrn und Vater, daß das Volk der Stedinger 
gerüstet ist, seinem Angriff zu begegnen, daß wir aber 
nimmer ihm den Eid der Treue leisten werden. Frei ist 
bisher unser Land gewesen, und nur allein dem Kaiser 
sind wir zur Treue und zum Gehorsam verpflichtet; aber 
niemals werden wir einen Vasallen des Kaisers als unsern 
Herrn anerkennen. O sprecht, warum mißgönnt Ihr 
uns diese Freiheit, ohne welche wir nicht zu leben ver¬ 
mögen, die uns nötig ist wie die Luft, die wir atmen? 
Warum laßt Ihr uns nicht in Ruhe nach unfern Gesetzen 
leben, da wir doch Euch nicht hindern, dasselbe zu thun? 
Warum tragt Ihr Fehde in unser Land, da wir doch 
keine Fehde wollen, sondern nur verlangen, daß man uns 
in Frieden leben lasse? Aber geht, gehet hin und bringet 
Eurem Herrn die Antwort der freien Stedinger, daß wir 
alle geloben, lieber zu sterben, als von unserm Recht und 
unserer Freiheit zu lassen".
	        
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