Full text: Die Burgfrau von Ahlden (6)

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zwischen denselben die reich betreßten Diener umher, jedes 
Winkes der hohen und höchsten Herrschaften gewärtig. 
In dem großen Empsangsaale stand der Kurfürst 
mit dem Kurprinzen und verschiedenen Herren des Hofes 
und des hohen Adels in lebhafter Unterhaltung. Dieselbe 
drehte sich um die neuesten Ereignisse auf dem Kriegs¬ 
schauplätze in Ungarn und am Rhein, wo auch kur¬ 
hannoversche Truppen zusammen mit kurbraudeuburgischen 
und kaiserlichen gegen die gemeinsamen Feinde fochten. 
Graf Königsmark befand sich ebenfalls unter dieser 
Gruppe. Er war heute strahlender als jemals. Die 
knappe, stattliche Uniform mit der breiten gelb-weißen 
Schärpe stand vorzüglich zu dem jugendfrischen Gesichte; 
die linke Hand ruhte auf dem Degenknopfe, während er 
mit der rechten die Enden seines Schnurrbartes drehte. 
Ja, zweifellos, er war die herrlichste Erscheinung am ganzen 
Hofe, und es war kein Wunder, daß die Augen der 
Damen mit Wohlgefallen auf ihm ruhten. 
Ein heiterer Tusch verkündete jetzt die Ankunft der 
Kurfürstin und der Damen des Hofes. Galant ging der 
Kurfürst seiner Gemahlin entgegen, reichte ihr die Hand 
und geleitete sie zu ihrem Sitze, unb dasselbe that der 
Kurprinz mit seiner Gemahlin. War Königsmark unter 
ben Herren, so war gewiß Sophie Dorothea bie glänzenbste 
Erscheinung unter ben Frauen. Wunberbar herrlich 
kleibete sie das langschleppende Gewand aus hellblauer 
Seide; in ihren Haaren schimmerten, gleich Tautropfen, 
glänzende Diamanten, ben schönen Hals schmückte eine 
Perlenschnur. Aber ihr Gesicht war, wie gewöhnlich, ernst, 
mit einem Zuge ber Trauer, ber nur verschwanb, wenn 
ihr Auge bem bes stattlichen Offiziers begegnete, welcher 
wohl ber einzige in bieser Gesellschaft war, der ein Ver¬ 
ständnis hatte für ihren Kummer. Daun begannen die 
bei solchen Gelegenheiten üblichen Begrüßungen und Vor¬ 
stellungen, während welcher Zeit die Musikanten ihre 
Instrumente stimmten, um gleich darauf die erste Polo¬ 
naise zu beginnen.
	        
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