ein Auge hatte; das andere war ihm durch die Un¬ 
wissenheit der Ärzte geraubt worden. Als Knabe, so er¬ 
zählt die Sage, soll Albrecht durch einen unglücklichen 
Zufall einst Gift getrunken haben, und die Arzte, statt 
ihm ein Gegenmittel zu geben, hängten ihn an den 
Beinen ans und stachen ihm ein Auge aus, damit das 
Gift aus der Wunde herauslaufe! Die Hauptcharakter¬ 
züge seines Wesens waren Mißtrauen, Hochmut und 
Habsucht; und wo diese drei Eigenschaften zusammen¬ 
wirken/ da können sie schwerlich dazu beitragen, die 
Herzen zu gewinnen. Der junge Johann mied deshalb 
den Oheim, soviel er konnte, und nur widerwillig folgte 
er dem Befehl des Vormundes, als dieser ihn, als er 
kaum vierzehn Jahre alt war, von Prag nach Wien be¬ 
rief, um hier mit des Königs eigenen Söhnen eine 
ritterliche Erziehung im Sinne der damaligen Zeit 
zu erhalten. 
Vier Jahre lang, bis zu seinem achtzehnten Jahre, 
blieb Johann von Schwaben am Hofe Albrechts in Wien, 
im täglichen Umgange mit dem Könige und dessen Söhnen, 
seinen Vettern. Aber das Verhältnis wurde dadurch kein 
besseres. Zwar hatte Johann keine Ursache, sich über 
Mangel an Aufmerksamkeit seitens des königlichen Oheims 
zn beklagen. Ganz im Gegenteil; Albrecht überbot sich 
in Freundlichkeit gegen den jugendlichen Herzog, und er¬ 
schien ihn bisweilen gar seinen eigenen Söhnen vorzu¬ 
ziehen ; aber dadurch konnte die Abneigung, die nun ein¬ 
mal in dem jungen Herzen gegen den Vormund Wurzel 
gefaßt hatte, nicht beseitigt werden. Ja die Abneigung 
wurde zum Haß, als der Lehrer und Erzieher des jungen 
Prinzen, Walter von Eschenbach, ihm nun gleichfalls 
heimlich zuraunte, daß der König nichts Geringeres im 
Sinne habe, als ihm sein mütterliches Erbe, sein Herzog¬ 
tum Schwaben, zu entreißen. Nur zu gern lieh Johann 
solchen Einflüsterungen sein Ohr, ohne dieselben auf ihre 
Wahrheit zu prüfen; denn der Mensch ist nur zu geneigt, 
von einem, den er nicht liebt, selbst das Schlimmste als 
wahr anzunehmen. Als er nun sah, daß seine Vettern
	        
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