Full text: Welt- und Staatskunde

lb !- Die Entwicklungsgeschichte der Erde. 
Die nun folgende jüngste Formation ist das D i l u v i u m, auch 
Eiszeit genannt. An ihrem Beginn macht sich ein auffallender und 
in seinen Ursachen noch nicht aufgeklärter Rückgang der Temperatur 
bemerkbar, infolgedessen sich ungeheure Gletschermassen bildeten, die 
nun den größten Teil der gemäßigten Zone bedeckten; am Fuß 
des Harzes war die Eisdecke noch 130 m dick. Von Skandi- 
navien her drangen solche Gletschermassen bis zur Rheinmündung, 
dem nördlichen Teil des Harzes, dem Erzgebirge und den Su¬ 
deten vor. Oberschwaben war vom Rheintal-Gletscher, Oberbayern 
vom Lech-, ^sar- und ^nn-GIetscher bedeckt. Auch im mittleren 
Deutschland zeigen sich lokale Vergletscherungen; ebenso finden 
sich in allen anderen Teilen der Erde Spuren davon. 
In dieser Zeit existierte bereits der Mensch. 
Die Ablagerungen der Eiszeit lassen mehrere Perioden starker 
Vereisung mit zwischenliegenden Rückzugsperioden der Gletscher er¬ 
kennen. Wir unterscheiden daher Eiszeiten und Zwischeneiszeiten. 
Und zwar zwei (oder noch mehr) Früheiszeiten, eine Haupteiszeit 
und eine Nacheiszeit. Als wichtigste gelten die vor der Haupteiszeit 
liegende und die auf sie folgende Zwischeneiszeit. 
Die mächtigsten europäischen Tiere der Eiszeit waren Elefanten: 
der Elephas meridionalis, der schon am Ausgang des Tertiärs 
lebte und beim Beginn der Früheiszeiten verschwand; auf ihn 
folgte der Elephas antiquus, das größte Landsäugetier, das man 
bis Heute kennt; es starb bei der Hauptvereisung aus und nun 
folgt der Elephas primigenius, auch Mammut genannt, von dem 
noch in unseren Tagen ein Exemplar mit Haut und Haaren ein¬ 
gefroren im Eise Sibiriens entdeckt wurde. Ein steter Begleiter 
lcs Mammut war eine Nashornart (Rhinoceros antiquitatis) mit 
Zwei gewaltigen Hörnern auf der Nasengegend des Schädels. Ferner 
erscheint ein riesiges Einhorn mit einem langen Horn mitten auf 
ber otirn. Eine Hauptrolle im Iägerleben des Eiszeitmenschen 
spielte das Renntier, das namentlich für die jüngsten Lagerstätten 
charakteristisch ist, während Elephas antiquus das Charaktertier der 
ältesten, das Mammut jenes der jüngeren Lagerstätten ist, an 
denen Spuren des Menschen mit denen erloschener oder aus¬ 
gewanderter Tiere gefunden werden. 3>n der älteren Zwischeneiszeit, 
wo das Klima wärmer war, als Heute, lebten in Europa Flußpferde, 
Löwen und -tiger. Auch die jüngere Zwischeneiszeit beherbergte 
noch viele uns Heute fremde Tiere: Wildpferde, Wisent, Urochs, 
einen gewaltigen Riesenhirsch, Höhlenhyänen, Höhlenlöwen, Höhlen¬ 
bären. 
Der Wechsel der Tierwelt der Eiszeit wurde von einem steten 
Wechsel der Pflanzenwelt begleitet. In den wärmeren Zwischen-
	        
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