Die Bode nge staltung Australiens zeigt die Eigenart, daß
gerade aus dem Festlande das Relief am wenigsten entwickelt ist. Selbst
abgesehen von dem abgelegenen Sandwich- (ßändnitsch) Archipel, der
den Kulm des ganzen Erdteils trägt, können sich die Gebirge desselben
an Höhe und Großartigkeit durchaus nicht vergleichen mit den Alpen
Neuseelands und den Gebirgen von Neuguinea. Pflichtet man der
Annahme bei, daß der Anstralkontinent sich einst bis über die
australischen Inseln (Inseln des innern Ringes) hinaus erstreckte, so
würden wir die Gebirge von Neuseeland und Neuguinea als die
höchsten Erhebungen des Ostrandes jenes Kontinents zu betrachten
haben, von dem gegenwärtig mehr als die Hälfte vom Meere bedeckt ist.
Hinsichtlich der klimatischen Verhältnisse gehört fast ganz
Polynesien der Tropenzone an und wird u. vom Äquator vom
Nordostpassat, s. davon vom Südostpaffat beherrscht. Das n. Australien
bis zum 20 0 s. Br., mit den Inseln von Neuguinea bis zu den
neuen Hebriden, gehört ebenfalls der Tropenzone an, wird aber vom
Nordwestmonsun beherrscht. Die übrigen Gebiete haben subtropisches
und gemäßigtes Klima. — Über Tier- und Pflanzenwelt vergl.
die Ausführungen bei den einzelnen Ländern!
Die eingeborne Bevölkerung Australiens läßt eine Dreiteilung
erkennen. Dos Festland ist die Heimat der Australueger; die
australischen Inseln (mit Ausschluß Neuseelands) sind der Wohnsitz der
Papuas und die polynesischen Inseln werden von den Polynesiern,
einem Zweige der malayischen Rasse, bewohnt. — Zu dieser eiugebornen
Bevölkerung tritt die weit zahlreichere weiße, die namentlich auf dem
ftestlande fast ausschließlich vertreten ist. Der herrschende Volksstamm
ist der germanische mit dem englischen Volke.
Weltstelluiil;. Obgleich Australien vielleicht als der älteste der
jetzigen Erdteile angesehen werden kann, ist es doch am spätesten bekannt
und in den Kreis der Knltnr gezogen worden. Es ist dies hauptsächlich
seiuer ungünstigen Lage zuzuschreiben. In der Mitte der großen
Wasserhalbkugel, fern von den europäifcheu Kulturländern und wichtigsten
Handelsmeeren gelegen, konnte Australien erst seit Entwicklung der
ozeanischen Dampfschiffahrt dauernd der Kultur zugänglich gemacht
werden. Australiens Beziehungen zu Europa sind besonders seit
Eröffnung des Snes-Kanals sehr rege.
II. Das Festland.
(7,7 Mill. qkm, 3,5 Mill. E., 0,45 auf 1 qkm).
1. Das Vaixb. a) Das Anstralsestland breitet sich zu beiden
Seiten des f. Wendekreises sö. von der ostindischen Jnselflur aus. Der
mittlere Meridian ist der 135 " v. Gr. Im N. grenzt das Festland
an den ö. Teil des anstralasiatischen Mittelmeeres, das mit dem Golf
von Carpentaria*) einen verhältnismäßig tiefen Einschnitt in die
Nordküste macht und durch die Torresstraße zwischen der Halb-
insel Aork und Neu-Guiuea mit dem pacisischen Ozean in Verbindung
steht, der die Ostküste des Kontinents bespült. Im W. und S. des
*) Benannt nach dem holländischen Kapitän Carpenter.
