Neuere Geschichte.
ßrster Abschnitt.
Das Jahrhundert der Nesormatron.
§• 81.
Die Reformation.
Beim Beginne des sechzehnten Jahrhunderts entsprach der Zu¬
stand der Kirche nicht in jeder Beziehung ihrer hohen Aufgabe.
Während die Päpste, in den Strudel der fortdauernden Kriege
und endlosen Parteikämpfe in Deutschland und Italien hinein¬
gerissen, ihrem kirchlichen Oberhirtenamte nur eine getheilte Sorge
widmen konnten uud die kirchliche Zucht unter der mehr und mehr
verweltlichenden höheren Geistlichkeit, die allzu oft mehr nach Rück¬
sichten der Geburt, als nach Verdienst und Befähigung gewählt
wurde, immer mehr verfiel, hatten sich verschiedene früher wieder¬
holt beseitigten Mißbräuche aufs Neue in die Kirche eingefchlichen
und drohten, das Ansehen derselben zu untergraben. Insbesondere
erregte die unwürdige Art, wie der Ablaß, aller kirchlichen Vor¬
schriften uud päpstlichen Ermahnungen ungeachtet, mitunter ver¬
waltet wurde, bei allen Gutgesinnten gerechten Anstoß.
Papst Leo X. hatte, um Beisteuern zum Ausbau der Peters¬
kirche zu sammeln, einen Ablaß ausgeschrieben, mit dessen Verkün¬
digung im nördlichen Deutschland der Erzbischof von Mainz den
Dominikanerorden beauftragt hatte. Einzelne Glieder dieses Ordens,
am wenigsten der so hart geschmähte Johann Tetzel, hatten
dabei die von der Kirche ausdrücklich vorgeschriebenen Ermahnungen
zur Buße ganz außer Acht gelassen, und so waren mitunter Ablaß-