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lichen und ligistischen Truppen unter Maximilian und seinem
tapferen Feldherrn Tilly* gänzlich aufgerieben wurde. Friedrich,
der, anstatt an der Spitze seines Heeres für seine Krone zu käm¬
pfen, von den Wällen von Prag aus der Schlacht zugesehen hatte,
verlor, als er die Verwirrung uud Flucht der ©einigen sah, so
gänzlich die Besinnung, daß er nicht den geringsten Versuch zur
Vertheidigung der Hauptstadt machte, vielmehr in aller Eile mit
den Grafen von Thnru und Anhalt nach Breslan entfloh. Noch
an dem nämlichen Tage hielt Maximilian seinen Einzug in Prag.
Ganz Böhmen unterwarf sich, und Mähren und Schlesien folgten
diesem Beispiel. Friedrich (der sogenannte Wi n terk ön i g) wurde,
nebst den Grafen von Thurn und Anhalt, in die Acht erklärt und
begab sich nach Holland; die Rheinpfalz wurde von spanischen
Truppen besetzt. Die pfälzische Kurwürde erhielt Maximilian
von Baiern. In Böhmen hielt Ferdinand ein strenges Gericht
über die Urheber der Empörung und vernichtete den Majestätsbrief.
Viele Böhmeu wanderten in Folge dessen aus.
Zweite Periode. — Der pfälzische Krieg, 1621-1624.
Während in Böhmen und der Unterpfalz die Sache des ge¬
ächteten Pfalzgrafen ganz darniederlag, führte Erust v ou Maus¬
feld, der entschlossen war, den Krieg allein fortzusetzen, seine
Trnppen aus der Oberpfalz unter schrecklichen Verwüstungen durch
Franken nach den Rheingegenden. Nachdem er hier und in dem
benachbarten Elsaß furchtbar gehaust und der Pfalzgraf sich bei
ihm eingefunden hatte, schlug er den ihm nachziehenden Tilly bei
Wies loch (27. Apr. 1622). Durch seine Fortschritte ennuthigt,
schloß sich ihm der Markgraf Georg Friedrich vonBaden an.
Beide trennten sich jedoch bald wieder, und der Markgraf wurde bei
Wimpfen von Tilly gänzlich geschlagen (6. Mat). An seine Stelle
trat, als Kämpfer für den Pfalzgrafen, der junge Christian von
Braunschweig, der Brnder des regierenden Herzogs. Dieser
zog, um sich mit Ernst von Mansfeld zu vereinigen, durch West¬
falen, das er mit schweren Brandschatzungen heimsuchte, nach ber
Pfalz unb traf enblich, nachbetn er bei Höchst im Kampfe gegen Tilly
die Hälfte seines Heeres verloren hatte (20. Juni), mit Mansfeld zu¬
sammen. Unterdessen hatten England, Dänemark und Sachsen mit
i Johann Tserklaes von Tilly gehörte einer alten niederlän¬
dischen Adelsfamilie an und war im Jahre 1559 auf dem Schlosse seiner
Ahnen in der Nähe von Brüssel geboren. Nachdem er seit seinem 14. Jahre
erst in ben Niederlanden unb am Rheine, dann in Ungarn gegen die Türken
gekämpft, war er im Jahre 1610 in die Dienste Maximilians von Baiern
getreten.