Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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Male mit der Tochter des österreichischen Grasen Har rach ver¬ 
mählt. Seine Anstrengungen während des böhmischen Krieges, 
worin er unter Bouequoi mit Auszeichnung gedient und an allen 
Schlachten Tbeil genommen, hatte der Kaiser durch Verleihung der 
erledigter: Herrschaft Friedland in Böhmen mit dem Reichs¬ 
grafentitel belohnt, einem Titel, der später in den Herzogstitel 
verwandelt wurde. Mit Ungeduld hatte Wallenstein den Augen¬ 
blick erwartet, wo er, mit dem Feldherrnstabe in der Hand, die Rolle 
beginnen könne, die ihn zu der hohen Stellung emportragen sollte, zu 
welcher er sich bestimmt glaubte. Dieser Augenblick schien ihm setzt 
gekommen. Er machte dem Kaiser den überraschenden Antrag, auf 
eigene Kosten ein Heer von 50,000 Mann für ihn in's Feld zu 
stellen, wenn man ihm den unbeschränkten Oberbefehl über dasselbe 
ertheilen und ihn später durch eroberte Ländereien entschädigen wolle. 
Der Antrag wurde angenommen, und Wallensteins Name zog zahl¬ 
reiche Schaaren von Kriegern aus allen Ländern zu seinen Werbe¬ 
plätzen. Auch Männer vom höchsten Range boten ihm ihre Dienste 
an, und mit richtigem Blicke wußte er die tüchtigsteu zu den höheren 
Ossizierstellen auszuwählen. Von Allen verlangte er den strengsten 
Gehorsam; die geringste Widersetzlichkeit wurde mit dem Tode be¬ 
straft. Sein Anblick hatte etwas Düsteres und Unheimliches. Sein 
Blick war finster und argwöhnisch, und er konnte es nicht leiden, 
wenn man ihn fcharf ansah. Er trug gewöhnlich einen Reiterrock 
von Elennshaut und einen scharlachnen Mantel; der Kragen war 
nach spanischer Art gekräuselt, und von dem hochgestutzten Hute hing 
eine rothe Feder herab. Ein eigenthümliches Grauen überkam die 
Krieger, wenn seine düstere Gestalt durck das Lager schritt. Als 
das Heer vollzählig war, wandte sich Wallenstein mit demselben 
nach Niedersachsen. Hier hatte unterdessen Tilly den Kamps gegen 
Christian IV. begonnen; doch war es noch zu keiner bedeutenden 
Schlacht gekommen. Um die Vereinigung der beiden Feldherren zu 
verhindern, brach Mansfeld aus, um durck Brandenburg und Schle¬ 
sien in die kaiserlichen Erbländer einznsallen, während Christian 
von Braunschweig, Tilly umgehend, in die Länder der ligistischen 
Fürsten einfallen sollte. Christian von Braunschweig stand indessen 
bereits am frühen Ende feiner Laufbahn: noch ehe er die ihm über¬ 
tragene Aufgabe beginnen konnte, ereilte ihn der Tod; er starb, 
26 Jahre alt, zu Wolfenbüttel an den Folgen seiner Ausschwei¬ 
fungen (1626). Mansseld erlitt beim Uebergange über die Elbe 
eine Niederlage gegen Wallenstein, setzte aber dennoch, von diesem 
verfolgt, seinen Zug bis zum Passe Jablunka fort, wo er sich mit 
Bethlen Gabor vereinigte. Kaum hatte jedoch die Vereinigung 
stattgefunden, als der Letztere mit dem Kaiser Frieden schloß. 
Mansfeld entließ seine Truppen und beschloß, zur Herbeischaffung
	        
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