Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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Dieser hatte die Generale ttnb höheren Offiziere Wallensteins, um 
sie für alle Fälle in seinem Dienste zn erhalten, veranlaßt, einen 
Revers (Urkunde, wodurch man sich für geleistete Dienste zu Gegen¬ 
diensten verpflichtet) zu unterzeichnen, durch welchen sie dem Feld¬ 
herrn „ewige Treue" gelobten, wogegen er ihnen versprach, das 
Heer nicht zu verlassen. Dies konnte in Wien nur als eine Ver¬ 
schwörung angesehen werden, und der Kaiser übergab, um dem 
Ausbruch einer offenen Empörung vorzubeugen, den Oberbefehl 
über das Heer, welches durch die Generale Gallas und Picco¬ 
lomini bereits zum größten Theile von Wallenstein abwendig 
gemacht worden war, dem Generallieutenant Gallas, mit dem 
Auftrag, sich Wallensleins und seiner vornehmsten Anhänger zu 
bemächtigen. Zum Aeußersten gedrängt, trug Wallenslein, der sich 
nicht entschließen konnte, von der glänzenden Höhe seiner Macht in 
das einfache, ihm längst fremd gewordene Verhältniß eines Unter¬ 
thanen des Kaisers herabzusteigen, den Schweden und Sachsen ein 
offenes Bündniß an und eilte mit den ihm treu gebliebenen Truppen 
nach Eger, wo er Hilfe von Bernhard von Weimar erwartete. 
Hier turnte er am 25. Februar 1634, auf den Befehl des Obristen 
Buttler und des Festuugskominaudaiiten Gordon, von dem 
Hauptmann Deveroux ermordet. Das gleiche Schicksal hatte 
bereits seine Begleiter, die Generale Jllo, Terzky und Kinsky 
ereilt, die Gordon zu diesem Zwecke zu einem Abendessen auf die 
Citadelle eingeladen hatte. Art Wallensteins Stelle traten des 
Kaisers Sohn Ferdinand, König von Ungarn, und Gallas. 
Diese vertrieben die Sckweden ans Regensbnrg und trugen über 
Bernhard von Weimar bei Nördlingen einen entscheidenden Sieg 
davon (17. September 1634), der bie Vertreibung der Schweden 
aus Franken unb Sachsen zur Folge hatte. Dieser Umschwung 
der Dinge bewog den Kurfürsten von Sachsen, sich im Frieden 
von Prag (30. Mai 1635) mit dem Kaiser auszusöhnen. Dem 
Prager Frieden traten nach und nach auch Brandenburg und die 
meisten anderen protestantischen Stände bei. 
Künste Periode. — Schwedisch-französischer Krieg, 1632—1648. 
Nach dem Abschluß des Prager Friedens schien die Sache der 
Schweben gänzlich barnieder zn liegen, und das erschöpfte Deutschland 
glaubte bas ersehnte Ende bes Krieges nahe; ba trat Frankreich 
auf, um bas Werk ber Schweben fortzusetzen, unb bie erlöschenbe 
Kriegsfackel loderte auf's Neue empor. Währenb Bernharb von 
Weimar, ber in französische Dienste getreten war, ben Kaiserlichen 
bas Elsaß zu entreißen suchte, in welchem er sich selbst ein Reich 
zu grünben gebachte, erfochten bie Schweden unter Baner bei 
Wittstoef einen entscheidenden Sieg über das vereinigte kaiser- 
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