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-Cruz und besetzten sowohl diese Stadt, als auch einige benachbarten
Plätze. Dies bewog den Präsidenten Juarez, einen Indianer
und leidenschaftlichen Republikaner, der seit dem Jahre 1860 an
der Spitze des mexikanischen Staates stand, zu Versprechungen,
durch welche England und Spanien sich befriedigt erklärten, während
Napoleon die Absicht an den Tag legte, mit verstärkten Streitkräften
das begonnene Unternehmen zum Behufe der Herstellung geordneter
Zustände in Mexiko fortzusetzen, durch welche die Gefahr eines
endlichen Aufgehens der mexikanischen Republik in die nordameri¬
kanische Union abgewendet werden sollte. Nachdem die englischen
und spanischen Schiffe nach Europa zurückgekehrt waren, setzten die
durch ein neues, unter dem General Forey gelandetes Heer von
30,000 Mann verstärkten Franzosen ihren Zug nach dem Inneren
Mexiko's fort, eroberten am 17. Mai das wichtige Puebla und
rückten am 10. Juni in Mexiko ein, aus welcher Stadt Juarez,
der eine mächtige Partei gegen sich hatte, entflohen war. Die von
ihnen zufammenberufene Versammlung von Notabeln, die meist aus
Feinden des Präsidenten bestand, faßte den Beschluß, die mexikanische
Republik in ein constitntionelles erbliches Kaiserthum zu verwandeln
und dem Bruder des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich, dem
Erzherzog Maximilian, der von Napoleon schon für seinen
Plan gewonnen war, die Krone anzubieten. Ungeachtet des Ein¬
spruchs der nordamerikanischen Union nahm Maximilian, im Ver¬
trauen anf den ihm zugesagten Beistand Frankreichs, die dargebotene
Krone an und hielt am 12. Juli 1864 mit seiner Gemahlin
Charlotte, einer Tochter Leopolds I. von Belgien, seinen Ein¬
zug in Mexiko, erfüllt von der Hoffnung, der Wohlthäter des
mexikanischen Volkes werden zu können. Der französische Marschall
Bazaine, der an Forey's Stelle getreten war, trieb den Präsi¬
denten Juarez nach Texas, vermochte jedoch nicht, dem fortgesetzten
Guerillaskriege ein Ziel zu setzen. Nach der Beendigung des nord¬
amerikanischen Bürgerkriegs ließ Seward, der Staatsseeretär der
Union, an Napoleon die gebieterische Aufforderung ergehen, die
französischen Truppen aus Mexiko zurückzuziehen, und Napoleon,
der sich in das ganze Unternehmen nur in der Hoffnung anf den
Sieg der Conföderirten eingelassen, sah sich, um nicht in einen
Krieg mit Nordamerika verwickelt zu werden, genöthigt, dieser Auf¬
forderung Folge zu leisten. Vergebens eilte die Kaiserin Charlotte
über den Ocean zurück, um Napoleon an seine Zusagen zu erinnern;
der kalte, ablehnende Bescheid, den sie in Paris erhielt, legte den
Grund zu der Geisteszerrüttung, der sie kurz darauf einheimfiel.
Kaiser Maximilian ließ sich, nach dem Abzug der Franzosen, von
der eonservativen Partei zum Bleiben bewegen und schlug die An¬
griffe des aus Texas zurückgekehrten und von der Union unter-