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Gebietstheile hinzufügte (326). An den Ufern des Hyd aspes
erbaute er, zum Gedächtniß der hier errungenen Siege, zwei neue
Städte: Nieäct (Siegesstadt) und Bueep hala, deren Namen
das treue Streitroß Bncephalus verewigen sollte, das ihn aus allen
seinen Zügen getragen hatte und hier an Entkräftung gestorben
war. Im Verein mit Porus, der ihm zu ferneren Eroberungen
seinen Beistand leihen mußte, zog er siegreich weiter bis zum letzten
der fünf Ströme, dem Hyphafis. Von hier sollte der Zug fort¬
gefetzt werden bis zum Ganges; doch das Heer verlangte, zurück¬
geführt zu werden. Vergebens bot Alexander die ganze Kraft feiner
Beredsamkeit auf, die Anführer auf andere Gesinnungen zu bringen:
weder Drohungen noch Versprechungen, nicht einmal des Königs
Bitten vermochten etwas über die allgemeine Sehnsucht nach der
Heimath. Da entschloß sich endlich der König zur Umkehr, und
ein unendlicher Jubel begrüßte die freudige Kunde. Nachdem Ale¬
xander am Hyphafis zwei große thurmähnliche Altäre als Denk¬
mäler seines Zuges errichtet hatte, wurde der Rückweg angetreten
(325). Durch befreundete Länder gelangte das Heer an den Hy-
daspes zurück, wo sich der größte Theil desselben unter dem Ad¬
miral Nearch einschiffte, um durch den Indus in den indischen
Ocean zu gelangen, bann durch den persischen Meerbusen die Mün¬
dung des Euphrats zu erreichen und so den Seeweg von diesem Strome
bis zum Indus wieder aufzufinden. Mit dem andern Theile des
Heeres kehrte Alexander selbst, unter unsäglichen Mühen und Be¬
schwerden, durch die Sandsteppen des heutigen Belndschistcms nach
Susa zurück, von wo er sich im Frühlinge des Jahres 323 nach
Babylon begab. Diese Stadt sollte der Mittelpunkt seines un¬
geheuren Reiches werden, das sich von dem adriatischen Meere bis
zum Indus, vom schwarzen uud kaspischeu Meere bis zu den Ka¬
tarakten des Nil erstreckte. Ehe er jedoch die Verwirklichung feiner
großartigen Entwürfe znr Verschmelzung aller unterjochten Völker
zu einem einzigen Volke mit griechischen Sitten und griechischer
Bildung anbahnen konnte, ereilte ihn der Tod; er starb 323 zu
Babylon, im 32. Lebensjahre, an einem hitzigen Fieber, der Folge
übermäßiger Anstrengung.
Da Alexander über die Thronfolge Nichts entschieden, sondern
auf die Frage, wer fein Nachfolger fein solle, sterbend nur: „der
Würdigste" geantwortet hatte, stritten feine Feldherren um den Be¬
sitz des Reiches, und nach einem zweinndzwanzigjährigen Kriege kam
es, nach der Schlacht bei Jpsns in Phrygien, zur Theilung.
Unter den Staaten, in welche das Reich Alexanders zersplittert
wurde, waren die wichtigsten:
1. Syrien, das Reich der Selenciden, von Seleukus I. ge¬
gründet;