Full text: Der heimatkundliche Unterricht für die Schulen der Provinz Hannover

Kreis Duderstadt und Stadtkreis Göttingen. 131 
Eichsfeld wieder in Besitz, doch wurde Stadt und Amt Duderstadt, sowie Lindau 
und Gieboldehausen Hannover Überlassen. *) 
Duderstadt, Stadt an der Hahle (in der „giildnen Mark"), zählt 4505 
Einwohner (!/3 lutherische, 2/3 katholische). Durch die Lage au der die großen 
süddeutschen Handelsstädte mit dem Norden verbindenden Verkehrsstraße und weiter 
begünstigt durch die Fruchtbarkeit des Bodens (zahlreiche Quellen sind aus den 
östlich gelegenen Anhöhen) gelangte der Ort neben Göttingen zu hoher Blüte. 
Ausgedehnt war die Wollweberei. Um 1500 begann Bedeutung und Macht 
der Stadt zu sinken. Die eigentliche Stadt bildet ein Oval und wird der Länge 
nach von der Marktstraße durchschnitten. Außer Ackerbau ist der Tabakbau 
bedeutend. — Das Rathaus hat kunstgeschichtliches Interesse. — Progymnasium 
verbunden mit Realprogymnasium. 2) 
Gieboldehausen, Flecken in einer flachhügeligen, gut bebauten Ebene, an 
der Mündung der Hahle in die Ruhme, ist der älteste Ort der Gegend und 
zählt jetzt 2015 Einwohner (1895 Katholiken, 120 Lutheraner). 
Lindau, Flecken an der Ruhme mit 1434 meist katholischen Einwohnern, 
war ursprünglich ein Schloß der Herren von der Plesse. 
Bilshausen 1420, Nesselröden 1220, Obernseld 836, Ruhmspringe 8733), Rolls¬ 
hausen 650, Rüdershausen 1039, Seeburg 8174), Seulingen 1142 Einwohner. 
k. Stadtkreis Göttingen. 
Göttingen5), Stadt an der Leine am Fuße des Hainberges, wird im 
10. Jahrhundert als villa Guttingi erwähnt, gehörte den Grasen von Northeim und 
kam durch Erbschaft an die Welsen. Durch Einwanderung von Wollwebern 
aus Flandern entwickelte sich die Stadt rasch. 1531 wurde eine evangelische 
Kirchenordnung eingeführt. Die während des dreißigjährigen Krieges fast ganz 
verarmte Stadt hob sich wieder infolge Einwanderung französischer und falzburgscher 
Emigranten; doch verdankt sie ihren mächtigen Aufschwung der von König Georg II. 
in den Jahren 1734—1737 gegründeten Universität Georgia Augusta, deren 
höchste Frequenz 1823 1547 Studierende betrug. — Zahlreiche Gärten um¬ 
geben die Stadt, deren ehemaliger jetzt durchbrochener Festungswall in einen linden- 
bepflanzten Spaziergang umgewandelt ist. Schöne Wiesen und fruchtbare Felder 
werden durchströmt von einer ansehnlichen Reihe kleiner Bäche, deren Ouellen im 
Randgebirge des Thales liegen uub viel Kalktuff abfetzen: Duelle der Weender 
Papiermühle, der Rasenmühle, der Grone, Mariaspring (diese hat ein besonders 
starkes Gefälle und treibt bis zur Mündung in die Leine mehrere Mühlen). — 
„Das burgartige Rathaus (erbaut 1369—1371) erinnert nn bie höchste Blüte 
ber Stabt, vor bemfelben ber charakteristische Springbrunnen"; bas Kaushaus am 
Markte (erbaut 1545) war Gildehaus ber Kaufleute. — Göttingen hat fünf luthe¬ 
rische, eine reformierte unb eine katholische Kirche. Hauptkirche ist bie mit zwei Tür¬ 
men gezierte, breifchiffige Johanniskirche, ein gotischer Hallenbau; bie Jakobi¬ 
kirche ziert ein achteckiger 98 m hoher Turm; bie Nikolaikirche ist jetzt 
Universitätskirche. — Von bem Zubehör zur Universität ist zu nennen: Bibliothek 
*) Wols, Geschichte und Begebenheiten der Stadt Duderstadt. 
2) Görges, Vaterländische Geschichten rc. II, S. 361. 
3) Ruhmspringe, siehe S. 20. 
4) Rustmann, Alte Steine in neuer Fassung, S. 73. — Streifereien auf dem 
Eichsfelde, Haus und Schule 1875, Nr. 7. 
5) Haus und Schule 1872, S. 49 ff., 289 ff. 1875, S. 369 ff. 
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