Regierungsbezirk Aurich. 185
5. Gewässer: Siehe Seite 58 ff.
6. Geschichtliches. Die jetzigen Ostfriesen sind Nachkommen der alten
Chanken oder der chaukischen Friesen, die sich schon früh den Franken unter¬
warfen, so daß Karl der Große bereits von ihnen Heeresfolge im Kampfe gegen
die Sachsen erlangte. Liudger, Bischof von Münster, und Willehad, Bischof von
Bremen, waren die eigentlichen Apostel der Ostfriesen; die ersten christlichen
Kirchen und Kapellen in Ostfriesland wurden von ihnen gegründet^) Die
friesischen Küsten wurden im 9. Jahrhundert von den Normannen schwer heim¬
gesucht; diese führten ihre Raubzüge bis tief in das Innere des Landes, und
wenn sie auch um 880 bei Norden eine schwere Niederlage erlitten, so daß sie
vorerst nicht wiederkamen, so nannte man sie noch lange die „nordischen Teufel"
und „die Wikinger aus der grimmigen Ecke".2) — Mit der Frankenherrschaft
kam die fränkische Lehenseinrichtung zur Geltung, und die ostfriesischen Gaue
wurden vom Kaiser an Grafen verliehen; diese verloren aber allmählich ihren
Einfluß, während sie im Reiche sonst im 11. und 12. Jahrhundert immer
mächtiger wurden. Die ostfriesischen Gaue verwandelten sich mehr und mehr
in kleine Bauern re publiken, in denen Recht und Ordnung teils nach allge¬
meinen Landrechten und Willküren, teils nach besonderen Satzungen, die für
einzelne Gegenden vereinbart waren, gehandhabt wurden. Vom Volke gewählte
Richter sprachen Recht und vollzogen die Strafe. Da aber solche Einzelstaaten
weder dem Angriffe
mächtiger Feinde
gewachsen waren,
noch unter sich den
Frieden aufrecht er¬
halten konnten, so
schloß man größere
und kleinere. Bünd¬
nisse, und so ent¬
standen schon vor
1200 die V er-
s ammlungen zu
U p st a l l b o o m. 3)
ZurZeit ihrer Blüte
wurden die Ver¬
sammlungen jähr¬
lich in der Psingst-
woche, später nur in
größeren Zwischen-
räumen abgehalten, Upflaltboom.
ms sie nach dem
Jahre 1327 völlig ausgehört zu haben scheinen. — Einzelne durch Reichtum und
1) Dorenwell, Niedersächsisches Volksbuch I, S. 172. - Haus und Schule 1870,
S. 248. 1884, S. 253. 261.
2) Hermann Meyer, Bilder aus der Geschichte Ostfrieslands, S. 9. — Haus
und Schule 1884, S. 253. 261. ' ' J
3) Dorenwell, Niedersächsisches Volksbuch I, S. 156. — Hermann Meyer, Bilder
aus der Geschichte Ostfrieslands, S. 10. — Haus und Schule 1870, S. 77. 1882, S. 389.