3. Die Sachsen werden Christen.
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das hörten, verfluchten sie das sächsische Gold und gestanden sich,
daß der, den sie vorher so glücklich gepriesen, nur der Urheber ihres
Unheils, der Verderber ihres Landes sei — und von Wut ent¬
brannt, stürzten sie ohne Ordnung und Überlegung ins Lager. Doch
die Sachsen empfingen sie gerüstet, warfen sie nieder und besetzten
nach glücklichem Kampfe die umliegenden Orte nach Kriegsrecht.
Als auf beiden Seiten lange gekämpft woroen war und die
Thüringer einsahen, daß die Sachsen ihnen überlegen sein würden,
verlangten sie durch Vermittler, daß beide Teile ohne Waffen zu¬
sammen kämen und in betreff des Friedens zum zweiten Male an
einem bestimmten Ort und Termine verhandelten. Die Sachsen ant¬
worteten, daß sie dieser Aufforderung nachkommen würden. Die Sachsen
bedienten sich aber zu jener Zeit großer Schlachtmesser. Mit diesen
Messern unter ihren Gewändern traten die Sachsen aus dem Lager
und gehen den Thüringern bis an den bestimmten Ort entgegen.
Als sie sahen, daß diese unbewaffnet und alle ihre Häuptlinge
gegenwärtig waren, benutzten sie diese Gelegenheit, sich des ganzen
Landes zu bemächtigen, stürzten mit geschwungenen Messern aus die
Arglosen und machten alle nieder, also, daß auch kein einziger da¬
von übrig blieb. Seitdem begannen die Sachsen berühmt zu werden
und ihren Nachbarn großen Schrecken einzuflößen.
3. Die Sachsen werden Christen,
a. Lebuin zu Marklo. *)
Aus: Hnkbald, Leben des heiligen Lebuin (Liafwin). Lateinisch: „Vita
Lebuini“ in Pertz, Monumenta Germaniae historica II, S. 360. Hukbald
war Mönch im Kloster St. Amand im Hennegau.
Lebuin, da er wußte, daß eine Versammlung zu Marklo bevor¬
stand, beschloß, dorthin zu gehen. Inzwischen traf es sich, daß er
in das Haus eines berühmten und mächtigen Mannes, namens
Folbert, einkehrte, mit welchem er unter mehreren, die er lieb hatte
und denen er selbst teuer war, eine vertraute Freundschaft pflegte.
Dieser, mit der größten Freude ihn aufnehmend, sagte zu ihm:
„Wohin willst du?" worauf der heilige Mann erwiderte: „Ich habe
die Absicht, die Versammlung der Sachsen zu besuchen." „So fürchte
ich für dein Leben," sprach jener. Darauf ber Mann Gottes: „Der
Herr ist meine Hülfe!" Als nun die Zeit der Versammlung kam,
sind alle da, die es anging, eine von allen Seiten gehäufte Menge;
auch Lebuin ist da. Daher gelobte jene aus verschiedenen Teilen
versammelte Volksmenge zuerst, die Einrichtungen ihrer Väter zu be¬
wahren, indem sie den Göttern Gelübde und Opfer brachten. Lebuin
redete folgendermaßen dazwischen: „Gott hat mir befohlen, diese
A) Marklo im Lande der Engern, in der Nähe des heutigen Nienburg.