Full text: Geschichte der Provinz Hannover

28 8. Die sächsischen Großen streben nach Fürstenmacht. 
Familie fort. Unter feinen Söhnen ist Sachsen zu einem wirk¬ 
lichen Stammesherzogtum emporgewachsen. Der älteste Sohn 
Ludolfs, Brun, wird als der Gründer Brannfchweigs genannt. 
Er fiel in der Normannenfchlacht des Jahres 880 bei Kloster Ebstorf. 
Dem gefallenen Brnn folgte der jüngere Brnder Otto. Ihm gelang 
es, in der Verwirrung und Zerrüttung der letzten Karolingerzeit, 
die ganze öffentliche Gewalt an sich zu bringen und so ein Herzog¬ 
tum in Sachsen herzustellen, das einer völlig unabhängigen Herr- 
schast gleichkam. Er gründete das Michaeliskloster in Lüne¬ 
burg, sicherte den Frieden im Innern und wies mit starker Hand 
die äußeren Feinde zurück. Auch über Thüringen dehnte er feine 
Macht aus; selbst die slavischen Daleminzier an der mittleren Elbe über¬ 
zog er mit Krieg und suchte das Land gegen die Hunnen zu schützen. 
Sein Ansehen im Reiche war so groß, daß man ihn den Er¬ 
lauchten nannte und ihm die Königskrone anbot, als Ludwig das 
Kind, der letzte Karolinger, im Jahre 911 aus dem Leben schied. 
Seines Alters wegen lehnte er das Anerbieten ab; aber dem Eiu- 
fluffe Ottos verdankte der fränkische Herzog Konrad Wahl unb 
Würde. Otto starb im Jahre 912. Dann übernahm Heinrich, der 
bereits unter feinem Vater im Kampfe gegen Wenden und Ungarn 
erprobt war, unter Zustimmung des ganzen sächsischen Volkes die 
Verwaltung des Landes. König Konrad hielt aber die große Macht, 
die in Heinrichs Hand lag, für unverträglich mit der Sicherheit 
und Wohlfahrt des Reichs und suchte dem Herzog einen Teil 
feiner thüringischen Lehen zu entziehen. Daher kam es im Jahre 915 
zum offenen Bruche zwischen dem Könige und dem Herzoge. An 
ber Diemel erlitten bie Franken eine schimpfliche Nieberlage. Sie 
wollten bann Heinrich in ber Pfalz Grona Bei Göttingen be¬ 
lagern, vertrugen sich aber mit ben Sachsen, unb Heinrich blieb im 
Besitze seiner vom Vater ererbten Lehen. Heinrich warb bald bar auf 
zum beutfchen König erwählt; er würbe der Erretter Sachsens unb 
der Erneuerer des Reichs und gehört als solcher der deutschen Ge¬ 
schichte an. 
8. Die sächsischen Kroßen streöen nach Ilürstenmacht. 
1. Hermann Billung. Wie König Heinrich, so verwaltete auch 
Otto der Große sein sächsisches Herzogtum zuerst selbst. Je mehr 
er aber infolge feiner Politik gezwungen war, von Deutschland und 
seinem Herzogtume abwesend zu fein, desto mehr bedurfte er für 
Sachsen eines Stellvertreters. Bereits 951 übertrug er die Mark- 
graffchaft über die nördlichen Wenden dem Grafen Hermann 
Billung. Dieser war schon als junger Mann in die nächste Um¬ 
gebung Ottos gekommen, wurde am Hofe wegen feines trotzigen
	        
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