Full text: Abriß der brandenburg-preußischen Geschichte

in der Mark ein unb gründete das Waisenhaus zu Oranienburg. Ihren 
Gemahl begleitete sie auf allen seinen Reisen, selbst an den Kriegszügen 
desselben nahm sie Theil. Leider starb sie, noch nicht 40 Jahr alt, zum 
großen Schmerz des Kurfürsten und der Unterthanen. Sie ist die Dichterin 
des herrlichen Liedes: „Jesus, meine Zuversicht!" 
• Eine zweite Gemahlin' Dorothea von Holstein-Glücksburg, konnte 
ihm diesen herben Verlust nicht ersetzen. Er soll oft vor dem Bilde seiner 
verstorbenen Luise gestanden und mit Thränen in den Augen ausgerufen 
haben: „£) Luise, wie sehr vermisse ich dich und deinen Rath!11 
e. 6ritte Erwerbungen. — Im westfälischen Frieden (1 648) erhielt 
Friedrich Wilhelm Hinterpommern. Als Entschädigung für Vorpommern, 
das den Schweden zufiel, bekam er das Erzbisthum Magdeburg als Her¬ 
zogthum und die Bisthümer Minden, Halberstadt und Camin als weltliche 
Fürstentümer. 
1686 erhielt er vom Kaiser Leopold I. den Kreis Schwiebns als 
Entschädigung für die schlesischen Fürstenthümer, welche nach ihrer Erledi¬ 
gung (laut Erbverbrüderuug 1537) an Brandenburg hätten fallen sollen, 
von Oesterreich aber in Besitz genommen wurden. 
f. Er erreichte die Unabhängigkeit Ostpreußens von Polen. — Der 
Polenkönig Johann Kasimir glaubte Ansprüche ans den Thron Schwedens 
zu haben. Da ihm diese aber streitig gemacht wurden, brach der schwedisch¬ 
polnische Krieg aus. Friedrich Wilhelm ließ sich anfänglich nicht mit den 
streitenden Mächten ein, später jedoch trat er ans die Seite der Schweden 
und half ihnen in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (1656) den Sieg 
gewinnen. Die Brandenburger fochten unter der Anführung des tapferen 
Feldmarschalls Derfflinger, der es vom Schneidergefellen bis zu dieser 
hohen Stelle gebracht hatte. Durch diesen Sieg erhielt der Kursürst im 
Vertrage zu Labiau Preußen als unabhängiges Herzogthum erb- und 
eigenthümlich zugesichert. Später trat er aus Polens Seite, und im Ver¬ 
trage zu Welau (1657) wurde ihm auch von Seiten der Polen völlige 
Unabhängigkeit Preußens bewilligt. Im Frieden zu Kloster Oliva (1660) 
wurden die Verträge von Labiau und Welau bestätigt. Preußen war nun¬ 
mehr ein unabhängiges Herzogthum. 
g. Seine Strenge gegen die widerspenstigen Preußen. — Als der 
Kurfürst nach dem Frieden zu Oliva feine Rechte als Herrscher in Preußen 
ausüben wollte, leisteten ihm die dortigen Stände heftigen Widerstand. 
Sie wollten ihm nicht den Eid der Treue schworen, verweigerten auch die 
Steuern. Der Schöppenmeister Rhode an der Spitze dieser Rotte wurde 
gefangen genommen und zu lebenslänglicher Haft vernrtheilt. Der Oberst 
von Kalkstein, der später die Unzufriedenen gegen den Kurfürsten auf-
	        
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