Full text: Abriß der brandenburg-preußischen Geschichte

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rafften Tausende von Menschen und Pferden dahin, und die wilden Ko- 
facken stachen Alles nieder, was sie einholen konnten. So kam das Heer 
in wilder Eile an die Beresina. Hier traf sie ein entsetzliches Schicksal. 
Die Russen wehrten den Feinden den Uebergang, die Brücke brach, und 
Tausende fanden in den Fluthen ihr Grab, oder fielen den Russen als 
Gefangene in die Hände. Von der halben Million Streiter kam nur ein 
Haufen Flüchtlinge im jämmerlichsten Zustande zurück. 
f. Preußens Erhebung. — Die Nachricht von Napoleons Unglück 
erregte in jedem Preußenherzen den Gedanken, daß jetzt der Angenblick 
da sei, wo das Joch der Knechtschaft abgeschüttelt werden müsse. General 
von York, der Anführer des mit den Franzosen verbundenen preußischen 
Hülfscorps, schloß mit dem russischen General Diebitsch einen Vertrag, 
nach welchem er alle Feindseligkeiten gegen die Russen einstellte (30. Dez. 
1812). Friedrich Wilhelm III., der unterdessen seine Residenz von Ber¬ 
lin nach'Breslau verlegt hatte, erließ von hier aus, den 3. Febr. 1813, 
einen Aufruf zur freiwilligen Bewaffnung. Bald darauf schloß er zu Ka- 
lifch ein Bündniß mit dem Kaiser Alexander von Rußland, welchem Eng¬ 
land und Schweden beitraten. Am 16. März erklärte Preußen den Krieg 
gegen Frankreich, und der König erließ den folgenden Tag jenen ewig 
denkwürdigen „Aufruf au Mein Volk". Mit unbeschreiblicher Begeisterung 
strömte das Volk zu den Waffen. Wer selbst nicht kämpfen konnte, unter¬ 
stützte mit Geld, oder half auf andere Weife. Die Landwehr trat ins Da¬ 
sein , und für die Helden des Befreiungskampfes wurde das eiserne Kreuz 
gestiftet. 
Napoleon war den Trümmern feines Heeres vorangeeilt, hatte in 
Paris neue Schaaren zusammengebracht und war mit diesen schleunigst 
nach Sachsen gezogen. 
g. Die Befreiungskriege. 1813—1815. 
1813. Groß-Gör scheu, den 2. Mai. 70,000 Preußen und Rus¬ 
sen kämpften gegen beinahe doppelt so viel Franzosen. Der 
Sieg blieb unentschieden. General Scharnhorst wird in der 
Schlacht verwundet und stirbt kurze Zeit darauf in Prag. 
Bautzen, den 20. und 21. Mai. Preußen und Russen 
kämpften mit der größten Tapferkeit, mußten aber zuletzt der 
Uebermacht weichen. 100,000 Verbündete standen gegen 
150,000 Franzosen im Felde. 
Nach diesen beiden Schlachten trat zwischen den streitenden Par¬ 
teien ein Waffenstillstand auf 10 Wochen ein. Oesterreich suchte 
während desselben den Frieden zu vermitteln. Da aber Napoleon 
jede Herausgabe der eroberten Länder verweigerte, so trat Kaiser 
Franz, obgleich er Napoleon's Schwiegervater war, auf Seite der
	        
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