Full text: Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Welt trugen. Ganz besonderen Ruf erlangte die Lechstadt im 15. 
und 16. Jahrhundert endlich durch die großen Handelshäuser der 
Fugger und Welser. 
Gleichen Ruf wie Augsburg erlangte Nürnberg, das die 
Beförderung der Handelswaren namentlich nach dem Maingebiet 
und Thüringen, z. B. nach Erfurt übernahm. Neben dem Handel 
entwickelte fich auch hier eine blühende Industrie. Hier wurde das 
Handwerk so recht zum Kunstgewerbe; denn in der Herstellung 
von Metall-, Holz-, Horn- und Elfenbeinwaren wurde es von 
keiner anderen Stadt übertroffen. An feine berühmte Spielwaren¬ 
fabrikation erinnert das bekannte Wort: „Nürnberger Tand geht 
durch alle Land." Am Main wurde Frankfurt der wichtigste 
Stapelplatz; denn auf dem Fluß entwickelte sich die Schisfahrt 
und die Flößerei, und an seinen Ufern blühte der Weinbau. 
Durch den lebhaften Handelsverkehr Deutschlands mit Italien 
erhielt der Rhein, der immer ein wichtiger Verkehrsweg ge¬ 
wesen war, als solcher erhöhte Bedeutung; denn von Basel aus 
benutzten die Kaufleute, die mit ihren Warenzügen über die Alpen 
oder auch von Frankreich durch die Jurapüffe gekommen waren, 
gern den Wasserweg. Der Verkehr auf dem Rheine regte eines¬ 
teils die Bewohner der Ufergebiete zu lebhafter Beteiligung am 
Handel an, so daß das Elsaß einen glänzenden Aufschwung er¬ 
fuhr, und andernteils knüpfte er auch Verbindungen mit den 
Niederlanden und England an. Darum blühten die Rhein¬ 
städte als Handelsorte auf. Am Oberrheiu war Straßburg 
der Sammelplatz elfässischer Webwaren und der Bodenerzeugnisse 
Wein und Getreide. Die alten Bischofsstädte Worms, Speyer, 
Mainz vermochten durch ein altes Stapelrecht die Waren durch¬ 
reifender Kaufleute drei Tage lang festzuhalten. Die größte Be¬ 
deutung aber erlangte das „heilige K ö l n", das ben gesamten 
Handel auf dem Niederrhein und den mit den Niederlanden und 
England beherrschte. _ 
So sehen wir, wie die Städte von dem Handel mit Italien 
ungeahnten Gewinn zogen. Mit ihm brachen für sie goldene Zeiten 
der Entwicklung an, die in dem bekannten Worte Ausdruck fanden: 
„Straßburger Geschütz, Nürnberger Witz, Venediger Macht, Augs¬ 
burger Pracht, Ulmer Geld bezwingen die ganze Welt." 
f) Schwierigkeiten des Handels. 
Trotz des Vorteils, den der Handel brachte, war er doch mit 
unberechenbaren Gefahren und Schwierigkeiten verbunden. Sie
	        
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