Befehl zu unterzeichnen; Sie werden mir täglich in Person Rechen¬
schaft geben und niemanden besonders begünstigen!"
Diese Worte verrieten einen festen Willen, unbegrenzte Selbst¬
sucht, maßlosen Ehrgeiz, und wenn man sie auch am Hofe mit
einem verborgenen Lächeln aufnahm und glaubte, daß der König
bald der Last der Regierungsgeschäfte müde sein und sie wieder
einem leitenden Minister übergeben würde, so lernte man doch
bald einsehen, daß man sich ,barin getäuscht hatte. Zum Er¬
staunen seiner Räte entfaltete er.eine unermüdliche Tätigkeit, hielt
außer am Sonntag und Mittwoch Mit ihnen täglich Sitzungen und
erledigte noch am Abend mit seinen Ministern die notwendigsten
Geschäfte. Ankommende und abgehende Nachrichten wurden ihm
vorgelesen, jede Bittschrift ging durch seine Hände. Man kann
annehmen, daß er dabei bestrebt war, das Wohl seines Volkes
zu fördern; aber je mehr alle Personen in tiefster Ehrfurcht sich
vor ihm beugten und thu umschmeichelten, desto mehr mußte er
zu der Überzeugung kommen, daß sich das Staatswohl in seiner
Person verkörpere. Wenn er auch das bekannte Wort „der Staat
bin ich" selbst nicht geprägt.hat, so gibt es doch seine Denknngs-
art trefflich wieder. Dem hohen Selbstbewußtsein entsprach sein
äußeres Auftreten. Jeder Schritt und jedes Wort zeugte von stolzer
Hoheit und Würde; er sprach wenig, wog aber jeden Ausdruck
bedächtig ab. In vornehmer Haltung, die den stattlichen Wuchs
seines Körpers vorteilhaft zur Geltung kommen ließ, und in ge¬
messenem Gang schritt der „Sonnenkönig", der feiner Umgebung
mit gewinnender Anmut zu begegnen wußte, würdevoll einher.
Aber in seinem Wesen lag nichts Natürliches. „Sein ganzes Leben
war ein Theaterspielen, aber mit solcher Kunst, daß nur die Scharf¬
sichtigsten es bemerkten." (Philippfort.)
Als er die Regierung übernahm, herrschten in allen Zweigen
der inneren Staatsverwaltung grobe Miß stände, da Richelieu
und Mazariu von der aus Befestigung der äußeren Machtstellung
gerichteten Tätigkeit ganz in Anspruch genommen worden waren.
Das Heerwesen befand sich in schlechter Verfassung. Die Staats¬
einnahmen waren unzureichend und schon im voraus verpfändet.
Der Handel lag infolge mangelhafter Verkehrswege und -Sicherheit
darnieder. Die Rechtspflege litt unter der Bestechlichkeit der Richter.
So bedurfte es gründlicher Reformen. Ludwig war gewillt, sie
durchzuführen, und umgab sich dazu mit einer Reihe trefflicher
Minister, bei deren Auswahl er einen fast unfehlbaren Scharfblick