Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Polen sandte er ein kleines Hilfskorps von 1200 Mann. Den 
Sachsen lohnte man ihre Teilnahme mit geringer Dankbarkeit. 
Friedrich Wilhelm zog sich durch sein von persönlichem Groll 
beeinflußtes Verhalten allseitiges Mißtrauen zu. Nach und nach 
erkannte er auch, daß ihm die französische Freundschaft keine Vor¬ 
teile brachte, und die Verfolgung der Hugenotten in Frankreich 
nahm ihn zuletzt gegen Ludwig ein. Darum ließ er auf das Edikt 
von Nantes das Potsdamer Edikt folgen, mit dem er die 
verfolgten französischen Hugenotten aufforderte, sich in seinem Lande 
niederzulassen. So wendete er sich allmählich von Frankreich ab 
und näherte sich dem Kaiser. Nach langwierigen Verhandlungen, 
die namentlich die schlesische Frage betrafen, schloß er 1686 mit 
ihm ein Bündnis auf 20 Jahre. Es stellte eine Verbindung her 
zur Abwehr der drohenden Übergriffe französischer Herrschsucht 
und bildete zugleich einen versöhnenden Abschluß der vielfach 
verschlungenen und doch erfolgreichen Politik des „Großen Kur¬ 
fürsten". 
c) Friedrich Wilhelm und die Landstände. 
Neben den kriegerischen und politischen Ereignissen gingen zahl¬ 
reiche innere Reformen einher. Friedrich Wilhelm übernahm beim 
Antritt seiner Regierung ein heruntergekommenes Land. Um ihm 
aufzuhelfen und eine staatliche Einheit herzustellen, erschien ihm 
die B e f e st i g n n g seiner l a n d e s s ü r st l i ch e n Gewalt als 
erstes Erfordernis. Im 15. und 16. Jahrhundert hatten sich in 
den eiuzelueu Territorien landständische Verfassungen entwickelt. 
Die Land stände, die meist aus Prälaten, Rittern und Ver¬ 
tretern ber Städte bestanden, hatten einen Teil der landesherr¬ 
lichen Hoheitsrechte an sich gebracht und sich diese durch mehr¬ 
fache Verträge gesichert. Die Führuug lag gewöhnlich in den 
Händen des ritterschastlichen Adels. In allen ihren Maßnahmen 
waren sie natürlich auf Förderung ihrer Vorrechte und Interessen 
bedacht und bildeten so ein Hemmnis der Staatseinheit. Kurfürst 
Friedrich Wilhelm hielt ihre Mitregierung uud ihr Bewillignngs- 
recht für unvereinbar mit der fürstlichen Souveränität uud suchte 
daher ihre Macht zu brechen. Das ging natürlich nicht ohne er¬ 
bitterten Kampf ab. 
In den klevischen Gebieten fanden die Stände einen 
Rückhalt an den Niederlanden, so daß ihnen Friedrich Wilhelm 
in den ersten Jahren seiner Regierung noch mancherlei Znge- 
Pätzold, Lehrbuch der Geschichte. III. Teil. 2
	        
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