Full text: Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus

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langen Ernst-August Stollens, der die Gewässer des gesamten Gruben¬ 
bezirkes des Oberharzes westlich vom Bruchberge abführt. 
Bei Badenhausen erreichen wir die Söse, die hier den Gipszug, den 
sie von Osterode ab begleitet, durchbricht, um der Ruhme zuzufliessen. 
In dem benachbarten, am Austritt der Söse aus dem Harze belegenen 
Osterode befindet sich das grosse Kornmagazin, aus welchem die Berg¬ 
leute des Oberharzes durch die Vermittelung ihrer Bäcker und deren 
Mehllieferanten zu ermäßigten Preisen ihr Brot von der Regierung erhalten. 
Das nun folgende Herzberg war wohl ursprünglich ein Jagdschloss der 
älteren deutschen Kaiser und kam durch Gebietsaustausch zwischen 
Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen an das Haus der Welfen. 
Im schnellen Fluge führt uns von hier aus das Dampfross über 
Scharzfeld aus dem Gebiete plattdeutscher Zunge in das der Thüringer 
Mundart, aus dem niederdeutschen in den obersächsischen Kreis. Im 
einsamen, schön bewaldeten Felsenthale der zur Zorge eilenden Wieda 
liegt am Südwestrande des Harzes noch ein braunschweigischer Ort, 
das Dorf Walkenried, von Reisenden vielfach besucht wegen der schönen 
Ruinen des alten Cistercienserklosters, welches 1525 von den aufrühre¬ 
rischen Bauern der Umgegend zerstört wurde. Dieselben banden lange 
Seile an die Spitze des Turmes, sägten die hölzernen Säulen desselben 
durch und rissen den Turm um, so dass dieser das Dach und das Ge¬ 
wölbe der Kirche zertrümmerte. Jetzt steht von der alten Klosterkirche 
nur noch der westliche Eingang und ein Teil des hohen Chores mit den 
gotischen Fensterbogen, die durch ein Gerüst gestützt werden. Auch 
die Kreuzgänge des Klosters sind noch vorhanden, stumme Zeugen der 
einst so grossartigen Pracht, Der ehemalige Kapitelsaal, in welchem 
den Mönchen täglich ein Kapitel aus der Ordensregel vorgelesen wurde, 
ist jetzt zur Dorfkirche eingerichtet. Oberhalb Walkenried liegt an der 
Wieda in einem langgestreckten, engen Thale das durch seine Eisen¬ 
giessereien und Zündholzfabriken bekannte Dorf Wieda und in einem 
schönen, von zwei hohen Gebirgsrücken begrenzten Thale der Flecken 
Zorge am Flüsschen gleiches Namens mit bedeutenden Hüttenwerken, 
bestehend aus Hochöfen, Giesserei und Maschinenwerkstätten. Der 
Ort besteht aus einer einzigen, fast % Stunde langen Thalstrasse. Eine 
wohlgepflegte Kunststrasse führt von hier über Braunlage nach Harzburg. 
Noch mancher hochbedeutsame Ort liegt am südlichen und östlichen 
Rande des Harzgebirges. Da wir aber an der Grenze unsers braun¬ 
schweigischen Landes angekommen sind, so sei unsere Wanderung am 
Rande des Harzes beendet. ^ach Guthe 
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