Full text: Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus

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ein Floß auf der Wasserstraße dahin; das Holz zu demselben kommt vom 
Solling. Es ziehen aber auch Flöße durch, deren Stämme auf dem 
Thüringer Walde gewachsen sind. Dort liegen Bockschiffe, die mit 
Brettern oder Steinen beladen werden. Thalabwärts trägt sie die da¬ 
hinziehende Flut, aber zu Berg werden die Lastschiffe, meist mehrere 
zugleich, durch Schleppdampfer hinaufgezogen. Für den Personenverkehr 
sorgt ein Personendampfer, der im Sommer zwischen Hameln und Karls¬ 
hafen fährt. Von Holzminden an wird das Weserthal immer schöner. 
Mit mannigfachen Krümmungen, oft von schroffen Felsen und steilen 
Abhängen begleitet, windet sich der Fluß durch ein Muschelkalkgebirge 
hindurch, das sich seinem Laufe entgegenstellt. Höchst anziehend ist die 
Krümmung zwischen den Dörfern Grave und Rühle. Hier erhebt sich 
am rechten Ufer die steile Wand des „Breiten Steines," und so enge ist 
das Flußthal, daß zwischen Fels und Strom ehemals kaum Platz für 
einen Fußpfad war. An solchen Stellen deuten Riffe im Flußbette, 
die bei niedrigem Wasserslande der Schiffahrt hinderlich werden, die ur¬ 
sprüngliche Zusammengehörigkeit beider Ufer an. Erst in neuerer Zeit 
ist längs des Flusses eine Heerstraße hergestellt, für die der Platz zum 
Teil erst durch Felssprengungen gewonnen ist. Dem Dorfe Dölme 
gegenüber liegt malerisch in einem Spalt der senkrechten Felswand ein¬ 
geklemmt die Stein- oder Teufelsmühle. Der mit voller Wasserkraft 
über dem Geklüft hervorspringende Bach fällt sofort auf das Mühlrad, 
läuft unter dem breiten Fahrwege hin und ergießt sich dann gleich in 
die Weser. 
Weiterhin erhebt sich am rechten Ufer der mächtige Vogler, ein steil 
ansteigendes Waldgebirge, in dessen stillen Thälern die kleinen Dörfer 
Breitenkamp und Heinrichshagen liegen. Ihm gegenüber treten die 
steilen Höhen allmählich zurück und lassen Säume für Felder. 
Noch ist ein weiter Weg bis Bodenwerder, und gern läßt sich der 
Wanderer unter den Büschen zur Rast nieder. Er sieht den Strom 
vorüberziehen, dessen Wellen die blanken Uferkiesel bespülen, und schaut 
den Schwalben zu, die mit ihren blauschillernden Flügeln das Gewässer 
streifen. Sinnend gedenkt er vergangener Zeiten. Auf jeneu Höhen 
wohnten einst Riesen, die mit gewaltigen Felsbrocken Ball spielten. In 
diesem Thale stritten im heißen Kampf die Sachsen mit dem eisernen 
Karl um ihre Freiheit und um ihren Glauben. Vergeblich, von den 
kampfgeübten Franken wurden sie besiegt und zur Taufe gezwungen. 
Dann stiegen von den Höhen Glaubensboten hernieder, das Kreuz in 
der einen, den Spaten in der andern Hand. Klöster und Schulen er-
	        
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