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nach 1400 entstanden ebenda die Innungen der Fleischer, Gewandschneider,
Schröter oder Schneider, Schuhmacher und Gerber. In Dessau wird schon
vor 1400 eine Fleischer-, in Cöthen eine Bäckerinnung erwähnt. In dieser
Zeit nahmen die Bürger und die Dorfbewohner Familiennamen an.
Bis dahin wurden sie nur mit einem Namen, dem späteren Vornamen,
bezeichnet. Fortan nannten sich die Familien z. B. nach dem Namen des
Vaters, wie Walter, Günter, Kunze, Gebhardt. Heute gibt es wohl
kaum noch einen männlichen Vornamen, der nicht zugleich als Familien¬
name vorkommt. Wie sich die Adeligen nach ihren Gütern oder Burgen
nannten, so viele Bürger nach ihrem Hause in der Stadt. Da nun die
Häuser besonders nach Tieren ihren Namen erhielten, so finden wir z. B.
die Familiennamen Lamm, Hirsch, Hahn, Krebs u. a. Zuweilen ist es die
Lage des Hauses, nach welcher der Familienname gebildet ist, wie bei:
von Brunn, zur Linden, vom Stein, von Brück usw. Auch nach dem
Amte und nach dem Gewerbe heißen viele Familien, wie Schenk, Schulze,
Vogt und Meier oder Schmidt, Schwertfeger, Zimmermann, Müller, Bäcker
Fig. 13. Dessau, nach Merian.
u. a. Nach ihrer Heimat nannten sich z. B. die Familien Sachs, Hesse,
Franke, Schwabe, Beyer, Böhme, Freiberg, Mansfeld. Auch persönliche
Eigentümlichkeiten haben zur Bildung von Familiennamen Veranlassung
gegeben. Das zeigen die Namen Kleine, Große, Junghans, Kleinpaul,
Kurzhals, Langbein, Dünnhaupt, Schwarzkopf. Später sind noch viel
drolligere Namen gebildet, wie Käsebier, Sauerbrei, Süßespeck und dergl.mehr.
4. Neben dem Ackerbaue blühten Handel und Gewerbe empor.
Dessau war durch Tuchweberei, Zerbst durch Tuchweberei und treffliche
Brauereien, Cöthen durch Landwirtschaft und Buchdruckereien, Bernburg
durch seinen Handel bekannt. An Stelle der Klosterleute fertigten jetzt die
Bürger alle Künstlerarbeit, und jeder Handwerker bestrebte sich, seine Sachen
schön auszuzieren. Die Tischler waren zugleich Holzschnitzer, die Steinmetzen
Bildhauer und die Anstreicher Maler. Die Schlosser, Gelbgießer und Gold¬
schmiede fertigten kunstvolle Figuren und Geräte. Während im 15. und
16. Jahrhundert Zerbst die mächtigste und bevölkertste Stadt Anhalts war,
hatte im 18. Jahrhundert Cöthen diese Stellung inne. Die Cöthener
Kaufleute betrieben einen sehr schwunghaften Handel hauptsächlich mit Getreide
und Wolle. Im 19. Jahrhundert haben dann Dessau und Bernburg alle an¬
deren Städte Anhalts an Einwohnerzahl und Gewerbebetrieb weit überflügelt.