16 5. Die soziale Wirksamkeit der Hohenzoüern.
5. Die soziale Wirksamkeit der HohenMern.
Nachdem durch Friedrich I. das preußische Königtum aufgerichtet und
äußerlich gefestigt worden war, arbeiteten seine Nachfolger daran, es auch
innerlich zu kräftigen, damit es die starken Wurzeln feiner Kraft im eigenen
Volke finde. Friedrich Wilhelm I., schlicht und einfach, derb und gesund,
schnell in der Auffaffuug und scharf im Urteil, zeigte sich groß als praktischer
Volkswirt. Er sagte selbst, daß er nach den Grundsätzen verfahre, die er durch
Versuche, lind nicht aus Büchern als richtig erkannt habe. Als sparsamer
Haushalter ging er seinen Unterthanen mit gutem Beispiel voran. Der glanz¬
volle Hofstaat Friedrichs I. wurde in einen schlichten, bürgerlichen Hanshalt
verwandelt. Als deutscher Mauu verlangte er von seinen Unterthanen, daß
alles undeutsche Wesen aufhören, Sitte uud Zucht, Denken und Wollen, Wirt¬
schaft und Arbeit, überhaupt die ganze
Lebensführung kerndeutsch sein sollte.
Deshalb verbot er die Einfuhr aus¬
ländischer Waren, gründete in Berlin
ein großes Lagerhaus für Wollwaren-
Manufaktur und duldete es nicht, daß
feine Unterthanen baumwollene Kleider
trugen. Durch die Einführung der Ver¬
brauchssteuer, 9tccife genannt, meinte
er die Stenern auf die städtische Be¬
völkerung am gleichmäßigsten verteilt zu
haben. Auf dem Lande trat an die Stelle
dieser Abgabe die Kontribution, deren
Höhe sich nach der Güte des Bodens
und nach der Menge der Aussaat rich¬
tete. Auch von den großen Lehnsgütern,
die bis dahin nur in Kriegszeiten „Lehns-
pserde" zu stellen gehabt hatten, im
übrigen aber steuerfrei gewesen waren, forderte der Staat fortan regelmäßige
Abgaben ohne Rücksicht aus den lebhaften Widerspruch des mächtigen Adels.
Um die Verwaltung des Landes einheitlich zu gestalten, richtete der König das
Generaldirektorium ein, und für die Verwaltung der einzelnen Provinzen
schuf er als oberste Behörden die Kriegs- und Domäuenkammern. Über alle
Behörden aber wachte er selbst als der oberste Schirmherr des Rechts. Be¬
sonders betrachtete er sich als der Beschützer der Armen und Bedrängten. In
den königlichen Ämtern hob er die Leibeigenschaft auf. Gegen Wucher uud
Müßiggang, gegen Unrecht und Steuerdruck, gegen Prügelstrafe wie gegen die
Hexenprozesse trat der König sest aus. Nichts war ihm zu schwer, nichts zu
gering für fein Eingreifen. Für viele Gemeinden hat er Feuerspritzen beschafft
und Nachtwächter angestellt; denn feinem Auge entging kein Mangel. Dieselbe
Gewissenhaftigkeit, Aufopferung und Umsicht verlangte er auch von seinen
Beamten, deren Thätigkeit er persönlich prüfte. Wehe ihnen, wenn er sie
nicht auf ihrem Posten fand! Der König verkörperte in sich gewissermaßen
Friedrich Wilhelm I.