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liebten Königin sich anknüpft und gleichsam durch sie ge¬ 
heiligt wird. So mächtig also war die Liebe der Preußen zu 
ihrer Königin und der Glaube an ihre Tugenden, daß, was 
selbst nach ihrem Dahinscheiden Bedeutendes, Großes und 
Erhabenes geschieht, sich an ihren Segen anknüpft und zu ihr 
zurückführt. Wahrlich, ein Leben, welches solche Spuren 
zurückläßt, welches gleichsam so fortgesetzt wird, dessen 
Andenken durch die größten und mannigfaltigsten Ereig¬ 
nisse der Zeit nicht erlischt, sondern durch sie noch höher 
emporgehoben wird, muß schon seiner Natur nach, wenn 
auch in unsichtbarem, aber desto innigerem Zusammenhang 
mit diesen Ereignissen gestanden haben; es muß sehr be¬ 
deutend und von einem seltenen innern Wert und Gehalt 
gewesen sein. Dennoch, unter den vielen Schriften, die 
durch den Tod der Königin veranlaßt worden, haben wir 
noch keine, welche die große Bedeutung ihres Lebens be¬ 
zeichnet und rein ausgesprochen hat. Wie aber auch hätte 
in den trüben Jahren, die wir durchlebt haben, das ganze 
Sein der Königin bezeichnet werden sollen? Nicht sich 
selbst angehörend, sondern dem König und dem Staate, 
und durch alle Bande der heiligsten und treusten Liebe an 
beide geknüpft, war ihr Leben in dieser bedeutenden Zeit 
das Leben des Königs, das Leben des Staats geworden. Sie 
konnte nicht einzeln dargestellt werden, ohne zu berühren 
und auszusprechen, was nicht berührt, nicht ausgesprochen 
werden durfte, aus Furcht, es zu entheiligen; denn es ist das 
Wahrzeichen und die Art eines frommen Volks, wenn die 
Unheiligen nahen und heimisch zu werden drohen, das Hei¬ 
lige zu verhüllen. Auch bei den Völkern der Vorzeit wurden, 
wenn die Barbaren sich naheten, die Bildsäulen der Götter 
und Heroen entfernt und die Penaten des Hauses verhüllt. — 
Preußens Unabhängigkeit mußte wieder errungen werden, 
um das Leben seiner Königin öffentlich zu bekennen, wie es 
gewesen ist in seiner ganzen Bedeutung: und so ist ge-
	        
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