Metadata: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

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87. Blick ins Weltall. 
Punkte nennt man die Pole. Gleichsam um diese Axe herum dreht sich die Erde 
in vierundzwanzig Stunden, nicht nach der Sonne, sondern gegen die Sonne; 
und der Morgen und Mittag und Abend, das heilige Osterfest und sein Glocken¬ 
geläute wandeln in vierundzwanzig Stunden um die Erde herum und erscheinen 
nie an allen Orten zu gleicher Zeit, sondern in Wien zum Beispiel sechsund- 
fünfzig Minuten früher als in Paris. Während aber die Erde den Morgen 
und den Abend und zu seiner Zeit das heilige Osterfest in vierundzwanzig 
Stunden gleichsam um sich herumspinnt, bleibt sie nicht an dem nämlichen Ort 
im unermeßlichen Weltraum stehen, sondern sie bewegt sich unaufhörlich und 
mit unbegreiflicher Geschwindigkeit in einer großen Kreislinie in dreihundertsünf- 
undsechzig Tagen und ungefähr sechs Stunden um die Sonue herum und wieder 
auf den alten Ort. Deswegen und weil alsdann nach dreihundertfünfundsechzig 
Tagen und ungefähr sechs Stunden alles wieder so wird und alles wieder so 
steht, wie es vor eben so viel Zeit auch gestanden hat, so rechnet man dreihun¬ 
dertfünfundsechzig Tage zu einem Jahre und spart die sechs Stunden vier Jahre 
lang zusammen, bis sie auch vierundzwanzig Stunden ausmachen; denn man 
darf nichts von der kostbaren Zeit verloren gehen lassen, deshalb rechnet man 
je auf das vierte Jahr einen Tag mehr und nennt es das Schaltjahr. Der 
Frühling beginnt um den einundzwanzigsten März; die Sonne steht gleich weit 
von beiden Polen der Erde, Tag und Nacht sind gleich. Die Sonne scheint 
immer näher zu kommen und immer höher am Himmel aufzusteigen, der Tag 
und die Wärme nehmen zu, die Nacht und die Kälte nehmen ab. Der Sommer 
beginnt um den einundzwanzigsten Juni. Alsdann steht die Sonne am höchsten 
über unserm Haupte, und dieser Tag ist der längste. Von da an kommt die 
Sonne immer schiefer gegen uns zu stehen, und die Tage werden kürzer. Der 
Herbst beginnt am einundzwanztgsten September. Tag und Nacht sind wieder 
gleich, die Tage und die Wärme nehmen immer ab, die Nächte und die Kühle 
nehmen zu. Der Winter beginnt am einundzwanzigsten Dezember. Der Leser 
verschläft alsdann die längste Nacht, und die Sonne steht so tief, daß sie ihm 
noch früh um neun Uhr durch des Nachbars Kaminhut in das Stllblein schauen 
kann, wenn die Fensterscheiben nicht gefroren sind. — Hieraus ist zu gleicher Zeit 
zu erkenneu, daß uie auf der ganzen Erde die nämliche Jahreszeit herrscht. 
Denn zu gleicher Zeit und in gleichem Maße, wie sich die Sonne von unsern! 
Scheitelpunkt entfernt, oder wir von der Sonne, kommt sie höher über diejenigen 
zu stehen, welche gegen den andern Pol hinaus wohnen, und umgekehrt ebenso. 
2. Der Mond. 
^er Leser wird nun recht begierig sein, auch etwas Neues von dem Monde zu 
erfahren, der ihm nachts so oft in die Fenster scheint. Erstlich: Der Mond ist auch 
eine große Kugel, die im unermeßlichen Welträume schwebt, nicht anders, als die 
Erde und die Sonne; aber in seiner körperlichen Btasse ist er fünfzigmal kleiner, 
als die Erde, und nur ungefähr 50 000 Meilen von ihr entfernt. Zweitens: Der 
Mond, wie die Sonne, scheint sich in vierundzwanzig Stunden um die Erde 
herumzudrehen. Es scheint nur so, und in Wahrheit kommt das Erscheinen und 
Verschwinden des Mondes, wie der Sonne, nur von der Umdrehnng der Erde 
um ihre Axe her. Drittens: Der Mond muß auch sein Licht und sein Gedeihen
	        
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