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Die Königin sprach oft von allem Schönen und Großen,
was sie in Rußland und am allermeisten in Petersburg ge¬
sehen hatte, aber vorzüglich sprach sie mit der größten An¬
hänglichkeit von der Kaiserin Elisabeth1) und erwähnte mit
Rührung, wie ihr diese Reise eine Freundin zugeführt habe,
die sie nicht genug achten könne und deren große und schöne
Eigenschaften sie für immer an sie fesseln würden. Auch
die wohltätigen Tugenden der Kaiserin-Mutter2) pries die
Königin ungemein und konnte nicht genug von den schönen
Y\ ohltätigkeitsinstituten erzählen, denen die Kaiserin Vor¬
stand und die sie sich vorgenommen hatte so viel als möglich
in ihrem Lande nachzubilden.
1809. Nach einer Abwesenheit von sechs Wochen kehr¬
ten der König und die Königin nach Königsberg zurück.
Die preußischen Staaten wraren indessen von den französi¬
schen Truppen geräumt worden, und nichts mehr hätte der
so lange von der Königin gewünschten Abreise nach Berlin
entgegengestanden, wenn nicht der Ausbruch des österreich¬
französischen Krieges sie verhindert hätte. Ein Krieg, der
auch Norddeutschland so mächtig bewegte, dessen Schau¬
platz durch Sachsen der Hauptstadt so nahe war, machte
diese Rückkehr für das Frühjahr 1809 beinahe unmöglich.
Der König und die Königin brachten den folgenden
Sommer wieder auf den „Hufen“ zu; aber die Königin war
sehr leidend und bekam zuletzt ein kaltes Fieber, welches
ihre Kräfte sehr mitnahm. Die Ereignisse des Krieges,
welche so rasch einen ungünstigen Ausgang herbeiführten,
trugen auch nicht wenig bei, ihre Gesundheit anzugreifen.
Ein Kampf, welcher so große Hoffnungen erregt und zugleich
*) Luise Maria, geb. Prinzessin von Baden, seit ihrem
Übertritte zur griechisch-orthodoxen Kirche Elisabeth geheißen,
mit Alexander I. vermählt seit 1793.
2) Marie, geb. Prinzessin von Württemberg, mit Kaiser
Paul I. vermählt seit 1776.