Full text: Sagen und Geschichten aus dem Altertum (Teil 1)

— 177 — 
sich au ihre Spitze und schlug mehi’ere Haufen plün¬ 
dernder Gallier in die Flucht. Durch diese Erfolge 
ermutigt verlangten die Soldaten, nach Rom geführt zu 
werden, und übertrugen dem Camillus den Oberbefehl. 
Da es aber hierzu der Genehmigung des Senates be¬ 
durfte, so unternahm es ein kühner Krieger, dieselbe 
einzuholen. Er schwamm den Tiber hinab, erreichte 
während der Nacht die Stadt Rom, schlich sich durch 
die feindlichen Posten und erkletterte an einer abschüs¬ 
sigen Stelle das Kapitol. Nachdem er die Genehmigung 
erhalten hatte, gelangte er auf demselben Wege wieder 
nach Ardea zurück. Am folgenden Tage bemerkten die 
Gallier seine Fährte und benutzten dieselbe zu einem 
Überfall. In aller Stille klommen sie in der Nacht die 
Höhe hinan. Schon war ein Gallier oben, da erhoben 
plötzlich einige der Juno heilige Gänse ein solches Ge¬ 
schnatter, dafs der Senator Manlius aufwachte. Er 
eilte hinaus, sah die drohende Gefahr und stürzte gleich 
den ersten Gallier mit seinem Schilde hinab. Im Fallen 
rifs dieser die Nachfolgenden mit sich, und das Kapitol 
war gerettet. Brennus sah ein, dafs er die Zeit unnütz 
verbringe, und bot den Römern für tausend Pfund Golde» 
den Frieden an. Da Camillus nicht erschien, so blieb 
nichts anderes übrig, als darauf einzugehen. Beim Ab¬ 
wägen des Goldes warf Brennus sein Schwert in die 
Wagschale mit den Worten „Wehe den Besiegten!“ 
In diesem Augenblicke traf Camillus mit dem Heere 
ein, hob den ohne seine Einwilligung geschlossenen Ver¬ 
trag auf und schlug die Gallier in die Flucht. Seitdem 
hiefs Camillus der Vater des Vaterlandes und der zweite 
Gründer der Stadt Rom. 
Buschmann, Sagen u. Gesch. 1. 7. Aufl. 12^
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.