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sich au ihre Spitze und schlug mehi’ere Haufen plün¬
dernder Gallier in die Flucht. Durch diese Erfolge
ermutigt verlangten die Soldaten, nach Rom geführt zu
werden, und übertrugen dem Camillus den Oberbefehl.
Da es aber hierzu der Genehmigung des Senates be¬
durfte, so unternahm es ein kühner Krieger, dieselbe
einzuholen. Er schwamm den Tiber hinab, erreichte
während der Nacht die Stadt Rom, schlich sich durch
die feindlichen Posten und erkletterte an einer abschüs¬
sigen Stelle das Kapitol. Nachdem er die Genehmigung
erhalten hatte, gelangte er auf demselben Wege wieder
nach Ardea zurück. Am folgenden Tage bemerkten die
Gallier seine Fährte und benutzten dieselbe zu einem
Überfall. In aller Stille klommen sie in der Nacht die
Höhe hinan. Schon war ein Gallier oben, da erhoben
plötzlich einige der Juno heilige Gänse ein solches Ge¬
schnatter, dafs der Senator Manlius aufwachte. Er
eilte hinaus, sah die drohende Gefahr und stürzte gleich
den ersten Gallier mit seinem Schilde hinab. Im Fallen
rifs dieser die Nachfolgenden mit sich, und das Kapitol
war gerettet. Brennus sah ein, dafs er die Zeit unnütz
verbringe, und bot den Römern für tausend Pfund Golde»
den Frieden an. Da Camillus nicht erschien, so blieb
nichts anderes übrig, als darauf einzugehen. Beim Ab¬
wägen des Goldes warf Brennus sein Schwert in die
Wagschale mit den Worten „Wehe den Besiegten!“
In diesem Augenblicke traf Camillus mit dem Heere
ein, hob den ohne seine Einwilligung geschlossenen Ver¬
trag auf und schlug die Gallier in die Flucht. Seitdem
hiefs Camillus der Vater des Vaterlandes und der zweite
Gründer der Stadt Rom.
Buschmann, Sagen u. Gesch. 1. 7. Aufl. 12^