13. Der Krieg gegen die Sachsen.
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Karl der Große.
13. Der Krieg gegen die Sachsen.
(772—804).
Einhard erzählt in seiner Lebensbeschreibung Karls des Großen:
Der Krieg mit den Sachsen war der langwierigste, erbittertste und mühe¬
vollste Krieg für das Volk der Franken, den dieses je unternommen hat. Denn
die Sachsen — wie fast alle in Germanien wohnenden Völkerschaften von wildern
Charakter, dem Götzendienst ergeben und Feinde unserer Religion — hielten
es nicht für Sünde, alle göttlichen uni)'menschlichen Ordnungen zu verletzen
oder zu überschreiten. Dazu gab es Anlässe, die wohl geeignet waren, täglich
den Frieden zu stören; denn unsere und ihre Grenzen stoßen fast überall in
der Ebene dicht aneinander (mit Ausnahme weniger Punkte, wo entweder
dazwischen liegende größere Wälder oder Bergrücken die beiderseitigen Gebiete
bestimmt abgrenzen), und hier tobte unaufhörlich Mord, Brand und Plünderung
hüben und drüben. Dadurch aber wurden die Franken am Ende so gereizt,
daß sie es für angemessen hielten, nicht mehr bloß Vergeltung zu üben, sondern
offenen Krieg gegen jene Feinde zu führen.
Es wurde also Krieg gegen sie begonnen, der dann von beiden Seiten
mit Erbitterung, jedoch mit größeren Verlusten für die Sachsen als für die
Franken, 33 Jahre ununterbrochen dauerte. Freilich hätte er schneller be¬
endigt werden können, wenn das bei der Treulosigkeit der Sachsen möglich
gewesen wäre. Es läßt sich kaum sagen, wie oft sie besiegt worden sind und
sich der Gnade des Königs unterworfen haben, wie oft sie Gehorsam ver¬
sprochen, die von ihnen geforderten Geißeln ohne Zögern gestellt, den an sie
abgeschickten Gesandten Gehör gewährt haben. Mehrmals waren sie so zahm
und mürbe gemacht worden, daß sie sogar versprachen, sie wollten vom Götzen¬
dienste lassen und den christlichen Glauben annehmen. Aber wie sie mehrmals
dazu bereit waren, so waren sie stets auch eben so schnell geneigt, das Ver¬
sprochene nicht zu halten. Mein kann daher schlecht beurteilen, ob man ihnen
eine größere Geneigtheit zum einen oder zum andern zuschreiben soll; denn
es verging, seit der Kampf mit ihneu begonnen hatte, kaum ein Jahr, in dem
nicht eine solche Änderung bei ihnen zu verzeichnen gewesen wäre.
Aber der hohe Mut des Königs und seine nie gebrochene Festigkeit im Glück
wie im Unglück ließen sich durch keinerlei sächsische Wortbrüchigkeit besiegen,
oder von dem einmal betretenen Wege abbringen. Denn wenn die Sachsen
sich derartiges zu Schulden kommen ließen, ließ er es ihnen niemals ungestraft
hingehen, ohne entweder in eigener Person und unter eigener Führung oder
durch seine Grasen mit Heeresmacht ihre Treulosigkeit zu rächen und sie ge¬
bührend zu züchtigen. Nachdem dann aller dauernder: Widerstand nieder¬
geworfen und seine Herrschaft anerkannt worden war, ließ er zuletzt von den
beiden Ufern der Elbe 10000 Menschen mit Weib und Kind wegführen und
hierhin uud dorthin über Gallien und Germanien in kleinen Gruppen verteilen.
Jedenfalls ist die vom Könige vorgeschriebene und von ihnen angenommene
Bedingung, unter der der Krieg nach so langen Jahren sein Ende fand, die ge-