64 79. Albrecht der Bär nimmt die Stadt Brandenburg ein.
Volkes an den so garstigen Götzendienst auf das höchste verabscheute, suchte
daher dasselbe auf alle Weise zu Gott zu bekehren. Da er keinen Erben
hatte, so setzte er den Markgrafen Albrecht als Nachfolger in seiner Herrschaft
ein und schenkte dessen Sohn Otto, als er ihn aus dem Wasfer der heiligen
Taufe hob, die ganze Zauche, nämlich das südliche Land Obule, als Pate.
Nachdem er im Laufe der Zeit viele deutsche Fürsten sich treu in Freundschaft
verbunden, deu Götzendienst unterdrückt und die Ränber ziemlich ausgerottet
hatte, lebte er, da er im Umkreise Ruhe hatte, mit seiner Gemahlin Petrussa
in dem Wunsche nach Frieden ergeben dem Herrn . . . Als er aber bereits,
vom Alter gebrochen, hinfällig zu werden begann, erinnerte er seine Gemahlin
getreulich darau, daß er dem Markgrafen Albrecht die Stadt Brandenburg
für den Fall seines Todes versprochen habe. Sodann eine Zeitlang von
Fiebern befallen und hingestreckt, entschlief er treu, wie wir hoffen, irrt Herrn.
Wohl eingedenk seiner letzten Ermahnung wollte also seine Witwe, da sie
wußte, daß die Einwohner des Landes zur Verehrung der Götzenbilder geneigt
seien, das Land lieber den Deutschen übergeben, als selbst dem schändlichen
Götzendienste beistimmen. Klugen Ratschlägen gemäß hütete sie nur mit Wissen
ihrer größten Vertrauten die nnbeerdigte Leiche ihres bereits seit drei Tagen
toten Gemahls, zeigte dem Markgrafen Albrecht, deu er als seinen Erben
eingesetzt hatte, die Sache an und rief ihn herbei, damit er komme zur Über-
itahtne der Stadt. Dieser kam der Ankündigung entsprechend eilends mit einer
starken Schar Bewaffneter, nahm die Stadt Brandenburg wie durch Erbfolge
in Besitz und veranstaltete unter Teilnahme vieler Edlen gemäß der Macht
des Fürsten ein ehrenvolles Begräbnis des Verstorbenen. Nachdem der Mark¬
gras Albrecht so die freie Bestimmung über seinen Besitz gewonnen hatte,
vertrieb er von den Heiden die offenkundigen Straßenräuber, sowie die von
dem unreinen Götzendienste Angesteckten aus der Stadt und übergab den Schutz
derselben kriegerischen deutschen und slawischen Männern, denen er das größte
Vertrauen schenkte. Sobald aber das Gerücht, von allen Übeln das schnellste,
dieses zu den Ohren Jazkos, des damaligen Herrschers in Polen und Oheims
des genannten Edlen, brachte, bekümmerte sich dieser tief über den Tod seines
Neffen, und weil er des Verstorbenen nächster Blutsverwandter war, so
klagte er heftig, da er sich auf immer in betreff der Stadt enterbt sah. Nach
Verlauf einer kurzen Zeit jedoch bestach er die Einwohner der Stadt mit
Geld und drang mit einem großen Polenheere nächtlicherweile, indem die
Thore der Feste im Einverständnis geöffnet wurden, hinein. Die Leute des
Markgrafen, welche ihm die Stadt ausgeliefert halten, entsührte er nach Polen
und hielt sie in verstellter Gefangenschaft. Auf die Kunde hiervon überlegte
der Markgraf Albrecht, der von Jugend auf streng im Kriege geübt war,
was zu thun sei, sagte einen Heerzug an und sammelte mit Hilse Wichmanns,
des damaligen Erzbischofs von Magdeburg, und anderer Fürsten und Edlen
ein zahlreiches Heer. An dem festgesetzten Tage zog er, umgeben von der Hilfe
tapferer Krieger, alsbald nach der von Jazko weggenommenen Stadt Branden¬
burg, verteilte die Truppen auf drei Punkte um dieselben und belagerte den
Ort wegen seiner starken Befestigung lange Zeit. Als aber nun viel Blut