Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht

Otto IV. mit dem Pfeil im Kampfe mit Magdeburg. 
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bitte das Volk, ihm zu folgen. Dazu war das Volk bereit. Sie erhoben 
sich männlich und bestanden den Markgrafen bei Frose und ge¬ 
wannen die Schlacht und fingen den Markgrafen mit vielen Rittern 
und Knappen und führten ihn nach Magdeburg in die Stadt und ließen 
ihn in Eisen legen und so lange darin halten, bis man einen Kasten von 
dicken Bohlen hatte machen lassen; dahinein stellte man ihn. Die Kiste 
stand im Hofe des Herrn von Querfurt, der da lag, wo nun das Chor 
von St. Nikolaus auf dem Neumarkte steht. Die Schlacht fand am Tage 
des heiligen Paulus, des ersten Einsiedlers, statt, d. i. vier Tage nach den 
Zwölfen? Davon gibt man heute noch an diesem Tage eine Spende an 
die Armen. 
Der Markgraf aber wurde auf folgende Weise wieder frei. Er sandte 
zu seiner Gemahlin und bat sie, zu ihm zu kommen. Er hieß sie mit seinen 
Dienstmannen und besonders mit dem alten von Buch reden, der seiner 
Eltern Ratgeber gewesen war, den er aber entlassen hatte. Das tat die 
Markgräfin; und als sie den von Buch sprach und bat, antwortete dieser: 
„Mein Herr hat mich vertrieben und mich aus seinem Rate entlassen und 
mir genommen, was ich von seinen Eltern hatte, mein Rat taugt ihm nicht." 
Die Markgräfin weinte und sagte und gelobte, daß ihr Herr das alles 
bessern würde. Zuletzt gab er ihr den Rat, sie solle bares Geld nehmen 
und nach Magdeburg gehen und davon jedem Domherrn und Dienstmann, 
die er namhaft machte, heimlich ein Geschenk geben, dem einen hundert Mark, 
dem andern fünfzig, dem einen mehr, dem andern weniger. Dann trat man 
in Unterhandlung um die Befreiung des Markgrafen. Als nun der Bischof 
Umfrage hielt bei seinen Mannen und Herren, da rieten sie ihm, ihn los¬ 
zulassen und ihm aufzugeben, vier Wochen nachher in die Gefangenschaft 
zurückzukehren oder binnen dieser Zeit 4000 Mark zu zahlen. Der Bischof 
tat nach ihrem Rate. Der Markgraf aber kam zu den ©einigen und suchte 
Rat. Der von Buch fragte den Herrn, wie er selbst mit seinen Mannen 
darüber denke. Man antwortete, man wisse nichts Besseres, als daß man 
die Kelche und alles Silber aus den Kirchen des ganzen Landes nehme 
und das übrige von den Städten borge, damit der Markgraf nicht ein¬ 
zureden brauche. Da sprach der von Buch: „Der Rat ist nicht viel wert, 
aber ich weiß einen bessern; wenn mich mein Herr bei Recht läßt, so will 
ich ihm meinen Rat geben." Der Markgraf gelobte, ihm alles Gute zu 
erweisen und ihm nimmermehr unrecht zu tun. Da nahm der von Buch 
den Markgrafen und seinen Bruder allein und ging mit ihnen in die 
L>akriitei zu Tangermünde und zeigte ihnen eine große, eisenbeschlagene 
Truhe voll Gold und Silber und sagte: „Dieses Gut hat euer Vater 
^ d- h. den 12 Nächten zwischen Weihnachten und dem Dreiköniqstaqe, also am 
10. Januar. ö
	        
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