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König Wilhelms Thronbesteigung.
Auf dieser Bahn Mir zu folgen, um sie mit Ehren gehen zu können,
dazu bedarf Ich Ihres Beistandes, Ihres Rates, den Sie Mir nicht ver¬
sagen werden. — Mögen wir uns immer verstehen zum Wohle des Vater¬
landes und des Königtums von Gottes Gnaden!
146. König Wilhelms Thronbesteigung. 2. Januar 186L
Ans: Hahn, Kaiser Wilhelms Gedenkbuch. S. 92.
Au Mein Volk!
König Friedrich Wilhelm der Vierte ruht in Gott. Er ist erlöst
von den schweren Leiden, die er mit frommer Ergebung trug. Unsere
Tränen, die in gerechter Trauer fließen, wolle der Herr in Gnaden trocknen;
des Entschlafenen gesegnetes Andenken wird in Meinem, in Euren Herzen
nicht erlöschen.
Niemals hat eines Königs Herz treuer für seines Volkes Wohl ge¬
schlagen. Der Geist, in welchem Unseres Hochseligen Vaters Majestät,
der Heldenkönig — so nannte ihn der nun Heimgegangene königliche
Sohn — nach den Jahren des Unheils sein Volk wiederaufrichtete und
zu den Kämpfen stählte, an welchen Mein verklärter Bruder hochherzig
teilnahm, war König Friedrich Wilhelm dem Vierten ein heiliges Erbteil,
welches er treu zu pflegen wußte. Überall gewährte er edlen Kräften
Anregung und förderte deren Entfaltung. Mit freier königlicher Hand gab
er dem Lande Institutionen, in deren Ausbau sich die Hoffnungen desselben
erfüllen sollten. Mit treuem Eifer war er bemüht, dem gesamten deutschen
Vaterlande höhere Ehre und festere Einigung zu gewinnen. Als eine un¬
heilvolle Bewegung der Geister alle Grundlagen des Rechts erschüttert hatte,
wußte Meines in Gott ruhenden Bruders Majestät die Verwirrung zu
enden, durch eine neue politische Schöpfung die unterbrochene Entwicklung
herzustellen und ihrem Fortgange feste Bahnen anzuweisen.
Dem Könige, der so Großes zu begründen wußte, dessen unverge߬
liches Wort: „Ich und Mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen"
auch Meine Seele erfüllt, gebührt ein hervorragender Platz in der glorreichen
Reihe der Monarchen, welchen Preußen feine Größe verdankt, welche es zum
Träger des deutschen Geistes machten.
Dies hohe Vermächtnis Meiner Ahnen, welches sie in unablässiger
Sorge, mit ihrer besten Kraft, mit Einsetzung ihres Lebens gegründet
und gemehrt haben, will Ich getreulich wahren. Mit Stolz sehe Ich
Mich von einem so treuen und tapferen Volke, von einem so ruhmreichen
Heere umgeben.
Meine Hand soll das Wohl und das Recht aller in allen Schichten
der Bevölkerung hüten, sie soll schützend und fördernd über diesem reichen