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Bruno: Heinrich IV. und Gregor VII.
18. Heinrich IV. und Gregor VII.
a) imnridis IV. SrfireiBm an Gregor VII. Januar 1076.
Aus Brunos1 Buch vom sächsischen Kriege.
Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 2. Gesamtausgabe. Leipzig, Dyk. 45. Bd. S. 77.
Heinrich, nicht durch Gewalt, sondern durch Gottes weise Verordnung
König, an Hildebrand, nicht mehr Papst, sondern den falschen Mönch.
Solchen Gruß hast du zu deiner Beschimpfung verdient, der du keinen
Stand in der Kirche verschont, sondern alle der Schmach anstatt der Ehre,
des Fluches anstatt des Segens teilhaftig gemacht hast. Denn, um von
vielem nur weniges und das Bedeutendste anzuführen: die Vorsteher der
heiligen Kirche, nämlich die Erzbischöfe, Bischöfe, Priester, die Gesalbten
des Herrn, hast du dich nicht allein nicht gescheut anzutasten, sondern wie
Knechte, die nicht wissen, was ihr Herr tut, hast du sie mit Füßen getreten,
und durch ihre Beschimpfung hast du dir dein Lob im Munde des Volkes
bereitet. Sie alle, wahntest du, verständen nichts, du aber allein wissest
alles. Diese Wissenschaft aber hast du nicht zur Erbauung, sondern zur
Zerstörung anzuwenden getrachtet, so daß wir mit Recht glauben, der heilige
Gregorius, dessen Namen du dir angemaßt hast, habe im prophetischen Sinne
deiner gedacht, da er spricht: „Durch den Reichtum an Untergebenen wird
in der Regel der Sinn des Vorgesetzten zum Hochmut verleitet, und wenn
er sieht, daß er mehr als alle übrigen vermag, so wähnt er auch größere
Einsicht als alle zu besitzen." Und dieses alles haben wir geduldet, weil wir
die Ehre des apostolischen Stuhles zu wahren suchten. Du aber hieltest
unsere Demut für Furcht und scheutest dich deshalb nicht, auch gegen die
königliche Gewalt selber, die uns Gott verliehen hat, dich zu erheben, und
hast gewagt, die Drohung auszustoßen, daß du sie uns nehmen wolltest,
gleich als ob wir das Reich von dir empfangen hätten, als ob die Königs¬
oder Kaiserkrone in deiner und nicht in Gottes Hand wäre, in der Hand
unseres Herrn Jesus Christus, der uns zur Herrschaft, dich aber nicht zum
Priestertum berufen hat. Denn auf solchen Stufen bist du emporgestiegen:
durch List hast du, was doch dem Mönchsgelübde ganz zuwider ist, Geld dir
erworben, durch Geld die Gunst der Menge und durch ihre Gunst die Ge¬
walt der Waffen. Mit Gewalt der Waffen bist du bann dem Sitz des
Friedens genaht und hast den Frieden selber von seinem Throne verjagt,
indem du die Untergebenen gegen ihre Vorgesetzten bewaffnetest, indem du,
der du nicht berufen bist, unsere von Gott berufenen Bischöfe zu verachten
1 Bruno gehört zu den erbittertsten Gegnern Heinrichs IV. Er war in der Kanzlei
des Erzbischofs von Magdeburg, eines Bruders Annos von Cöln, beschäftigt; später wurde
er der Kanzler von Heinrichs zweitem Gegenkönig Hermann. Seine Geschichte des säch¬
sischen Krieges ist wegen einiger Briefe und Nachrichten wertvoll.