Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht

62 
Kreuzzug und Tod Friedrich Barbarossas. 
wenn er es im Dienste seines anderen Herrn, den er ohne Arg zuvor batte, getan hat, 
«eines Lehens verlustig gehen; und dasselbe soll an seinen Herrn, von welchem er es 
trug, zurückfallen, es sei denn, daß er, aufgefordert von ihm, dem Oberlehnsherrn, welchen 
er beleidigt hat, Genugtuung zu leisten bereit ist. Wenn aber der Vasall, der zugleich 
Lehnsherr ist, von seinem Lehnsherrn angehalten, den, welcher den Oberlehnsherrn 
beleidigt hat, nicht anhält, Genugtuung zu leisten, so soll er das Lehen verlieren. 
§ 6- Ferner soll, wenn zwischen zwei Vasallen über ein Lehen Streit herrscht, 
die Entscheidung dem Herrn gebühren und durch ihn der Streit geschlichtet werden' 
Entsteht aber zwischen dem Herrn und dem Vasallen ein Streit, so soll er von einem 
aus standesgleichen und vom Herrn durch den Treueid verpflichteten Geschworenen 
bestehenden Lehnshof geschlichtet werden. 
§ 7- Auch das verordnen wir, daß in jedem Eid der Treue der Kaiser namentlich 
ausgenommen werde (d. h. daß die Treue gegen den Kaiser ausdrücklich vorbehalten bleibe)." 
22. Kreuzzug und Tod Friedrich Barbarossas. 
Brief eines unbekannten hochgestellten Mannes an einen ungenannten Kirchenfürsten. 
Anhang zur Chronik des Otto von St. Blasien. 
Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 2. Gesamtausgabe. Leipzig, Dyk. 58. Bd. S. 102. 
Dieser Bericht gilt als die beste Quelle über den Tod Friedrich Barbarossas. 
In dem Glauben, daß Eure Heiligkeit nach Kenntnis der vom Kaiser 
vollführten Taten verlange, haben wir uns bemüht, Euch das, was wir 
gesehen und mit unseren Händen vollbracht haben, ohne Beimischung von 
Unwahrem und Falschem in gedrängter Kürze zu schreiben. 
Es möge also Eure Heiligkeit erfahren, daß wir, vom christlichsten 
Könige Ungarns, Bela (III.), ehrenvoll aufgenommen und von ihm gütig 
und leutselig behandelt, sogleich nach dem Einmarsch in das griechische Reich 
in die Hände von Dieben und Räubern gefallen sind und bei den Griechen 
keine Treue gefunden haben. Denn gegen das gemeinsame Gesetz der Un¬ 
verletzbarkeit von Gesandten hatten sie den Bischof von Münster und den 
Grafen Rnbert gefangen genommen. Daher sind wir erst, mit großer 
Mühe dui'ch das Gebiet Bulgariens vordringend, nach langer Verzögerung 
unseres Marsches am Osterfeste glücklich ohne Schaden an Personen und 
Sachen über den Arm des heiligen Georg (Hellespont) gefahren (26.-28. 
März 1190) — nachdem znvor die Stadt Philippopolis genommen und 
zerstört, auch die berühmte Burg Verm (Berrhoe) zerstört und die ganze 
umliegende Gegend mit dem Schwerte verödet, auch die vornehme Stadt 
Andrinopolis (Adrianopel) nebst den umliegenden Städten genommen und 
die uneinnehmbare Stadt Tymeticos (Demotica) vom Herzoge von Schwaben 
(Friedrich, Barbarossas Sohn) erobert, auch eine Burg, Mantceta mit 
Namen, von unseren Rittern und wenigen vom Heere zerstört worden war, 
wo ungefähr 6000 Griechen mit Feuer und Schwert umkamen; nachdem 
ferner mehrere Burgen genommen und den Griechen eine große Niederlage 
beigebracht war, während sie auch durch Hunger umkamen; nachdem vom
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.