132 Zeugnisse zum deutschen Aufstieg. IV/ 1780 —1815
Sie sollen kommen, uns ein Joch aufzwingen,
Das wir entschlossen sind, nicht zu ertragen!
— O lerne fühlen, welches Stamms du bist!
Wirf nicht für eiteln Glanz und Flitterschein
Die echte Perle deines Wertes hin —
Das Haupt zu heißen eines freien Volks,
Das dir aus Liebe nur sich herzlich weiht,
Das treulich zu dir steht in Kampf und Tod —
Das sei dein Stolz, des Adels rühme dich —
Die angebornen Bande knüpfe fest,
Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an,
Das halte fest mit deinem ganzen Herzen.
Hier sind die starken Wurzeln deiner 5lrafl ;
Dort in der fremden Welt stehst du allein,
Ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
O komm, du hast uns lang' nicht mehr gesehen,
Versuch's mit uns nur einen Tag — nur heute
Geh nicht nach Altdorf x) — Hörst du? Heute nicht,
Den einen Tag nur schenke dich den Deinen?
(Er faßt seine Hand.)
Kudety. Ich gab mein Wort — Laßt mich — Ich bin ge¬
bunden.
Ettinghausen (läßt seine Hand los, mit Ernst).
Du bist gebunden — Ja, Unglücklicher!
Du bist's doch nicht durch Wort und Schwur,
Gebunden bist du durch der Liebe Seile!
(Rudenz wendet sich weg.)
— Verbirg dich, wie du willst. Das Fräulein ist's,
Berta von Bruneck, die zur Herrenburg
Dich zieht, dich fesselt an des Kaisers Dienst.
Das Ritterfräulein willst du dir erwerben
Mit deinem Abfall von dem Land — Betrüg dich nicht!
Dich anzulocken, zeigt man dir die Braut,
Doch deiner Unschuld ist sie nicht beschieden.
1) Südlich des Vierwaldstätter Sees, österreichischer Herrensitz.