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Fünftes Kapitel.
der Annahme vorhanden, dafs das in Grundstücken angelegte
Kapital mit sechs Prozent sich gut zu verzinsen schien; was auch
der damaligen um das Doppelte höheren durchschnittlichen Kapital¬
rente angemessen erscheint. Die Viehzucht lieferte im ganzen
bessere Ergebnisse als die Feldwirtschaft; in dieser rentierte am
besten der Weinberg, demnächst der Gemüsegarten und die Oliven¬
pflanzung, am wenigsten Wiese und Kornfeld1). Natürlich wird
1) Dafs der römische Landwirt von seinem Kapital durchschnittlich
sechs Prozent machte, läfst Columella 3, 3, 9 schliefsen. Einen genaueren
Anschlag für Kosten und Ertrag haben wir nur für den Weinberg, wofür
Columella auf den Morgen folgende Kostenberechnung aufstellt:
Kaufpreis des Bodens 1000 Sesterzen
Kaufpreis der Arbeitssklaven auf den
Morgen repartiert 1143 „
Reben und Pfähle 2000 ,,
Verlorene Zinsen während der ersten
zwei Jahre 497 „
zusammen 4640 Sesterzen = 336 Thlr.
Den Ertrag berechnet er auf wenigstens 60 Amphoren von mindestens
900 Sesterzen (65 Thlr.) Wert, was also eine Rente von 17 Prozent
darstellen würde. Indes ist dieselbe zum Teil illusorisch, da, auch von
Mifsernten abgesehen, die Kosten der Einbringung (S. 835) und die für
Instandhaltung der Reben, Pfähle und Sklaven aus dem Ansatz gelassen
worden sind. — Den Bruttoertrag von Wiese, Weide und Wald berechnet
derselbe Landwirt auf höchstens 100 Sesterzen den Morgen und den des
Getreidefeldes eher auf weniger als auf mehr; Vvie denn ja auch der
Durchschnittsertrag von 25 römischen Scheffeln Weizen auf den Morgen
schon nach dem hauptstädtischen Durchschnittspreis von 1 Denar den
Scheffel nicht mehr als 100 Sesterzen Bruttoertrag giebt und am Pro¬
duktionsplatz der Preis noch niedriger gestanden haben mufs. Varro
(3, 2) rechnet als gewöhnlichen guten Bruttoertrag eines gröfseren Gutes
150 Sesterzen vom Morgen. Entsprechende Kostenanschläge sind hierfür
nicht überliefert; dafs die Bewirtschaftung hier bei weitem weniger
Kosten machte als bei dem Weinberg, versteht sich von selbst. — Alle
diese Angaben fallen übrigens ein Jahrhundert und länger nach Catos
Tod. Von ihm haben wir nur die allgemeine Angabe, dafs Viehwirt¬
schaft besser rentiere als Ackerbau (bei Cicero de off. 2, 25, 89; Colu¬
mella 6 i>raef. 4, vgl. 2, 16, 2; Plin. h. n. 18, 5, 30; Plutarch Cat. 21);
was natürlich nicht heifsen soll, dafs es überall rätlich ist, Ackerland
in Weide zu verwandeln, sondern relativ zu verstehen ist dahin, dafs
das für die Herdenwirtschaft auf Bergweiden und sonst geeignetem
Weideland angelegte Kapital, verglichen mit dem in die Feldwirtschaft
auf geeignetem Kornland gesteckten, höhere Zinsen trage. Vielleicht
ist dabei auch noch darauf Rücksicht genommen, dafs die mangelnde
Thätigkeit und Intelligenz des Grundherrn bei Weideland weniger nach¬
teilig wirkt als bei der hoch gesteigerten Reben- und Olivenkultur. Inner¬
halb des Ackergutes stellt sich nach Cato die Bodenrente folgendermafsen