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auszuzeichnen pflegen.^ Es ist eine Beobachtung, die man auch
auf Nrs^lWlNsche Mutterland und Kolonialgebiet beziehen
kann. Im übrigen ist es von hohem Reize, sich im einzelnen
auszumalen, mmteroeti das soeben besprochene Motiv durch¬
gehender geistiger und kultureller Unterschiede mit dem Unter¬
schiede preußischen Wesens und sogenannter süd- (und west-)
deutscher Art zusammentrifft oder nicht, und inwieweit in
die Entwicklung dieses Gegensatzes auch persönliche Einflüsse
(die Hohenzollern!) mit eingreifen.
Die Raumerweiterung im 12. bis 14. Jahrhundert ist
aber nicht das einzige große Raumschicksal gewesen, das unser
Volk bis zur Gegenwart erlebt hat. Wir sehen hier von
den verwickelten Wirkungen ab, welche die Zeit der großen
Entdeckungen unserem Vaterlande, vor allem durch Ver-
schiebungdes menschheitlichen Interesses auf die großen
Ozeane und eine dadurch veränderte Stellung von Ost- und
Nordsee sowie unseres in diese Seebecken sich ergießenden
Flußnetzes gebracht hat. Wir gedenken noch viel weniger
geringfügigerer Änderungen. Aber der Gegenwart gehört
noch eine neue Änderung von grundlegender Bedeutung an,
der wir zwei Worte widmen müssen, die Auswanderung.
Die deutsche Auswanderung hat in der Union ein neues
' Deutschland geschaffen, das auch politisch nicht bedeutungslos
~TjT Außerdem aber hat sie Deutsche in einem Maße in alle
Weit getrieben, wie die Auswanderung keines anderen Volkes;
noch weit über die Engländer hinaus sind wir heute das gleich-
' mäßigst verbreitete Volk hin über die ganze bewohnte Erde.
Daraus ergeben sich jetzt, bei dem eigenartigen Durch¬
einandergreifen der politischen Einwirkungen der großen
Kulturmächte allenthalben, Aufgaben, deren Größe kaum zu
ermessen ist und deren Wesen einen völligen Umbau und
eine außerordentliche Erweiterung unserer Diplomatie vor¬
aussetzt.