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welcher er zu einem allgemeinen Aufstand der Ionier aufforderte. Ari¬ 
stagoras war mehr als bereit und machte sich sogleich auf den Weg nach 
Griechenland, um zunächst bei dem spartanischen Könige um Hülfe zu 
bitten. Der damals herrschende Kleomenes aber ließ sich nicht überreden. 
„Vater, schick' den Mann weg, er will dich bestechen," sagt die achtjährige 
Tochter des Kleomenes, als Aristagoras dem Könige große Geldsummen 
für seine Hülfe bot, und Aristagoras mußte unverrichteter Sache Lake¬ 
dämon verlassen. In Athen war er glücklicher. Hier erlangte er zwan¬ 
zig Schiffe zur Unterstützung; die Eretrier auf Euböa hatten schon vorher 
ihre Hülfe zugesichert. Jetzt erhoben sich die Ionier in offenem Aufstand 
und rückren gegen Sardes. Die unvorsichtige und grausame Einäscherung 
dieser Stadt beraubte sie des Beistandes der Lydier, auf deren Uebertritt 
sie gerechnet hatten und die sich nun den Persern anschlossen. Eine 
nachdrückliche Unterstützung des jonischen Aufstandes schien auch den 
Griechen nicht räthlich, da sie nicht ohne Noth die Feindschaft des 
Perserkönigs auf sich ziehen wollten. Athen zog seine Schiffe zurück und 
die asiatischen Provinzen wurden ihrem Schicksale überlassen. Man sieht, 
es war ein politischer Streithandel, wie er sich zu allen Zeiten zutragen 
kann und zugetragen hat, wo zwei Mächte in eifersüchtiger Begier nach 
Herrschaft einander wachsam gegenüber stehen. 
Darius unterdrückte die Erhebung mit leichter Mühe, da die Ionier 
keinen Mittelpunkt hatten, von welchem aus die Bewegung geleitet 
werden konnte. Stadt für Stadt fiel vor den persischen Truppen und 
Miletos, welches sich in den Kämpfen gegen Krösus und Cyrus mit 
eigennütziger Vorsicht stets unberührt erhalten hatte, traf das schlimmste 
Schicksal zur Vergeltung sür die Zerstörung von Sardes (495). Die 
Männer wurden erschlagen, Weiber und Kinder zu Sklaven gemacht, 
das verödete Stadtgebiet blieb im Besitze der Perser. So fand das 
reiche Milet, die Mutter so vieler Pflanzstädte, das Kleinod Joniens, 
ein schreckliches Ende. Die verödete Stadt sammt der Feldmark behielten 
die Perser im Besitz. Die ganze Gegend veränderte sich; der Mäandros 
verschlammte allmählich den einst so reichen Hasen und anstatt des 
Meeres, wo sich die Schiffe mit den Waaren des Nils, des schwarzen 
Meeres und Italiens zusammendrängten, breitete sich allmählich einförmiges 
Weideland aus, in dessen Mitte sich jetzt ein niedriger Hügel erhebt, die 
Insel Tade, der Grabhügel Joniens. 
Als der Dichter Phrynichos in Athen ein Trauerspiel aufführen 
ließ, dessen Gegenstand die Zerstörung von Milet war, zerflossen die 
Zuschauer in Thränen; der Verfasser aber ward bestraft, daß er dem 
athenischen Volke eine so traurige Sache vor Augen geführt habe. Die 
Gebietenden in Athen wollten nicht gerne daran erinnert sein, daß sie 
der Tochterstadt einst keine Hülfe in der Noth geleistet hatten. 
Auf dem Festlande theilten die meisten bedeutenden Städte das 
unglückliche Loos von Miletos und auch über die griechischen Inseln
	        
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