Full text: Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten

Zur Reform des preußischen Staates. 
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dessen aufstrebende Flügel seine tiefen Verhältnisse lähmen. Währenddem 
ein Reich in seiner Schwäche und Schmach vergeht, folgt vielleicht in 
seinem elendesten Dorse ein Cäsar dem Psluge und ein Epaminondas nährt 
sich karg von dem Ertrage der Arbeit seiner Hände. . . . 
Die neue Zeit braucht mehr als alte Namen, Titel und Pergamente; 
sie braucht frische Kraft und Tat. 
e) Aus Gneisenaus Aussatz „Über die Freiheit 
des Rückens". 
. . . Wir haben uns endlich zu klaren Ansichten über die Pflicht 
zur Landesvertheidigung erhoben. Wir sind dahin gekommen, zu be¬ 
greifen, daß es ein tiefes Versinken in Egoismus sei, wenn man die Massen- 
sührnng nicht für die ehrenvollste Beschäftigung zu jeder Zeit seines Lebens 
hält, von der nur Körpergebrechlichkeit, Blödsinn oder das Verbrechen aus¬ 
schließen können. Es leuchtet auch dem gemeinsten Menschensinn ein, daß 
eine nicht in absoluter Unfähigkeit gegründete Exemption *) nur schimpflich 
seyn könne, wenn aber ein gerechtes Gesetz Pflichten und Ansprüche 
mit Unparteilichkeit über alle Stände vertheilt, und den Sohn des König¬ 
lichen Rathes eben so wohl den Reihen der Vaterlandsvertheidiger bei¬ 
gesellt, als den Pflüger und Tagelöhner, so wird es nöthig, die für 
rohere Naturen und für ein roheres Zeitalter erfundenen Strafarten der 
fortgeschrittenen Bildung mehr analog abzuändern und wohlerzogene junge 
Männer vor der Möglichkeit zu schützen, von übelwollenden Vorgesetzten 
mißhandelt zu werden. . . . 
. . . Die Proklamation der Freiheit der Rücken scheint also der 
Verallgemeinerung der Wassenpflichtigkeit vorangehen zu müssen. Dünkt 
dies nicht möglich, nun so laßt uns Verzicht thun auf unsere Ansprüche 
auf Kultur, und die Bewegungsgründe zum Wohlverhalten noch fernerhin 
im Holze aufsuchen, da wir sie im Ehrgefühl nicht zu finden 
vermögen." 
1) Befreiung von der Dienstpflicht. 
0 Aus Hardenbergs „Rigaer Denkschrift" (1807)?) 
. . . Die französische Revolution gab den Franzosen unter Blut- 
rergießen und Stürmen einen ganz neuen Schwung. Alle schlafenden 
Käfte wurden geweckt, das Elende und das Schwache, veraltete Vorurteile 
md Gebrechen wurden — freilich zugleich mit manchem Guten — zer¬ 
stört. . . . Der Wahrt, daß man der Revolution am sichersten durch 
Fe'thalten am Alten entgegenstreben könne, hat besonders dazu beigetragen, 
die Revolution zu befördern. . . . Die Gewalt dieser Grundsätze ist so
	        
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