Full text: Die Kulturverhältnisse des deutschen Mittelalters

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später entstand hieraus das Zepter. Der Speer war in der ritter¬ 
lichen Blütezeit etwa 2—3 Meter lang, vordem und nachher 
länger, und bestand aus dem, meist von Eschenholz angefer¬ 
tigten Schaft und der E i s e n s p i t z e, die man beim fried¬ 
lichen Waffenspiel abnahm. Am Schaft war unter der Spitze 
ein Fähnlein, mit dem ritterlichen Wappen und den Farben, 
angebunden, mit derselben Farbe war auch der Schaft bemalt. 
Der Speer war bis zum 12. Jahrhundert Stoß- und Wurfwaffe, 
letzteres noch in der Schlacht auf dem Wülpensand in der 
Gudrun, seitdem aber nur 
Stoßwaffe. Der Ritter„neigte“ 
die Lanze, die sonst senk¬ 
recht gehalten wurde, zum 
Kampfe und führte, sie 
wagerecht unter den Arm 
zwängend, den „Stich“ oder 
„Stoß“ nach des Gegners 
Helm (im Ernstfälle) oder 
auf die vier Nägel des 
Schildes (beim Spiel). — 
Der Ger hatte im wesent¬ 
lichen die Gestalt des Speeres, 
war nur kürzer und leichter 
und deshalb Jagdwaffe. Noch 
leichter war das g a b i 1 o t, 
von Knappen und bei der 
Jagd gebraucht. 
Das Schwert wird 
in alter Zeit nicht bei 
allen germanischen Stäm¬ 
men erwähnt, sondern 
namentlich bei den Cim- 
bern, Sachsen (sahs hieß ihr kurzes Schwert), Franken. Tacitus 
spricht von einem Schwerttanz germanischer Jünglinge. Später 
war es die wichtigste ritterliche Waffe. Das bis zu den Sporen 
reichende, etwa 5—6 Zentimeter breite Kitterschwert bestand 
aus dem Griff mit dem Knauf und der Klinge, der 
Scheide und dem Gürtel. Der Griff war entweder aus Holz 
mit einem Horn- oder Lederbezuge oder aus Metall (Gold, 
Silber, Messing) und oft mit Edelsteinen besetzt, wie auch der 
Knauf (Knopf). Die Klinge, seit dem 13. Jahrhundert 
Fig. 52. Siegel König Ottokars von 
Böhmen. 
(Österr.-ung. Monarchie in Wort und Bild. 
Böhmen, Bd. I.)
	        
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