Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts

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fdjaft Glatz bis auf das Stück, das heute noch Österreichisch-Schlesien heißt, 
und all seine Gebiete, die von den Feinden besetzt gewesen waren, wurden 
ratet)er herausgegeben. 
Der preußische Staat und fein König gingen also ungeschmälert und 
ungebrochen aus dem furchtbaren Kriege hervor. Preußen war eine euro¬ 
päische Großmacht geworden. 
12. Der preußische (sridericianischc) Musterstaat. 
Die Heilung der Wunden des Landes. Nach dem Kriege galt es 
vor allem, dessen Schäden zu heilen. Es fehlte allerorten an Leuten, die das 
Land bebauten. Eine halbe Million Menschen war umgekommen. Da ent¬ 
ließ Friedrich vor allem die kräftigen jungen Bauernburfchen aus dem Heere 
in die Heimat. Damit war aber nicht genug geschehen; die Leute mußten 
auch die Mittel bekommen, damit sie ihr Land bestellen konnten. Deshalb 
ließ der König in fremden Ländern Zugvieh aufkaufen, gab viele Soldaten¬ 
pferde her und brachte große Massen von Korn zur Aussaat zusammen. 
All das ließ er den Leuten zu billigem Preise ab, oder schenkte es ihnen 
gar. Auch Steuern erhob er nicht, wenn eine Gegend gar zu arm war; ja 
et gab den bedürftigen Bauern noch Geld obendrein. Eine Anzahl zerstörter 
Ortschaften baute er aus Staatsmitteln wieder auf. 
Tie Bebauung und Besiedelung der Ödländer. Es gab aber außer¬ 
dem in Friedrichs Landen, wie in ganz Deutschland damals und teilweise heute 
noch, große wüste Strecken. Da ließ Friedrich in seinem Staate und im Aus¬ 
land bekannt machen, wer an die öden Stellen ziehen und sich anbauen 
wollte, der sollte von ihm das Land geschenkt und Ackergeräte, Vieh, Korn 
und Geldvorschüsse obendrein bekommen. Auch erhielt der Ansiedler das 
Bürgerrecht und Steuerfreiheit für eine Reihe von Jahren. 
Da kamen Baulustige und Ansiedler (Kolonisten) von fern und nah 
in Scharen, und die verteilte der König an die wüsten Stellen. Die fleißigen 
Leute begannen die Sümpfe auszutrocknen, die dichten Wälder zu lichten 
und das Buschwerk auszuroden. Dann ging's mit Pflug und Hacke hinter¬ 
her, und so verwandelten sich binnen kurzem die Wüsteneien in fette Wiesen 
und wogende Getreidefelder. 
Schon vor dem Siebenjährigen Kriege ließ Friedrich den sumpfigen 
Oderbruch zwischen Frankfurt an der Oder und Oderberg austrocknen. 
Binnen sieben Jahren war das große Werk vollendet. Nach dem Sieben¬ 
jährigen Kriege wurde mit dem Warthe- und Netzebruch ähnlich ver¬ 
fahren. Und wie der König die neu erworbenen Landstrecken zerteilte (par¬ 
zellierte) und an Bauern vergab, so machte er es auch mit vielen großen 
Domänengütern. Man rechnet, daß er im ganzen 300000 neue Ansiedler 
herbeigezogen und 9000 Dörfer teils wiederum, teils ganz neu gegründet hat 
Die Erwerbung von Westpreuszcn. Eine Eroberung und Land¬ 
vergrößerung auf völlig friedlichem Wege machte der König in der Provinz. 
Westpreußen. 
Östlich an Brandenburg grenzte Polen. Die Polen waren ein unruhiges 
Volk und stets untereinander uneinig. In ihrem Reick>e herrschte die größte 
Unordnung, wodurch auch die Grenznachbarn Rußland, Österreich und Preußen
	        
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