Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts

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des Krieges. Der Feldmarschall schimpfte offen auf die „Federfuchser" die 
das Werk der Schwerter verdürben. So wurde Fortsetzung des 
K/reges beschlossen. Schwarzenberg sollte über den Oberrhein, Blücher 
über den Mittelrhein gehen. 
In der Neujahrsnacht von 1814 überschritt die Schlesische Armee 
gleichzeitig an drei Stellen den Strom. Blücher befand sich bei der Haupt¬ 
macht, einem preußischen und einem russischen Korps, ersteres unter 3)ork. 
^er Übergang dieser Massen fand an einer engen Stelle des Rheins zwischen 
Koblenz und Bingen bei Kaub statt. In denselben Tagen ging auch 
Schwarzenberg bei Basel hinüber. 
Napoleon hatte bei seiner Ankunst in Paris natürlich sofort wieder 
eine neue Aushebung verlangt; allein das Volk war kriegsmüde; die jungen 
~eute flüchteten sich Zu -laufenden in die Wälder und Berge. Der 
Kaiser raffte alle verfügbaren Truppen zusammen, an 60000 Mann, und 
ging kühn auf Blücher und Schwarzenberg los. Die erste Schlacht 
gewann er. Aber einige Tage darauf wurde er in der zweiten Schlacht 
während eines wilden Schneegestöbers besiegt und mußte zurückweichen. 
Blücher drängte hastig nach, aber Schwarzenberg folgte nur langsam. Da¬ 
durch kamen beide Heere auseinander. Da zeigte tich der Kaiser noch einmal 
in seiner ganzen großen Kriegsmeisterschaft. Unbekümmert um Schwarzen¬ 
berg stürzte er sich mit allen Truppen, die er bei sich hatte, auf die hinter¬ 
einander ziehenden Heerhaufen Blüchers und schlug in vier Tressen einen 
nach dem andern. 
Napoleon glaubte den alten Marschall gänzlich besiegt und warf sich 
nun auf Schwarzenberg. Das ging blitzschnell, und wiederum siegte 
Napoleon zweimal hintereinander. Schwarzenberg wich zurück, und Blücher 
mußte ihm wohl oder übel folgen. Und nun knüpfte man wiederum Ver¬ 
handlungen mit Napoleon an. Doch dieser war durch seine Siege so über- 
mütig geworden, daß er Forderungen stellte, die niemand erfüllen konnte. 
SDa beschloß man denn endgültig, seiner Herrschaft ein Ende zu machen. 
Die Verbündeten hatten, als sie in Frankreich einrückten, eine An¬ 
kündigung (Proklamation) an das französische Volk erlassen, daß sie 
nicht kämen, um das Land, sondern nur um den Kaiser Napoleon zu be¬ 
kriegen. Die Soldaten aber dachten vielfach anders; sie wollten an den 
Franzosen die Untaten rächen, welche diese in Deutschland begangen hatten. 
Es begann also ein schreckliches Vergeltungswerk mit Plündern, Brennen 
und Verwüsten. 
Der Franzosenkaiser benutzte die arge Bedrängnis des Landes und rief 
sein gesamtes Volk zu den Waffen, um die fremden „Barbaren" aus 
Frankreich hinauszuwerfen. Es strömten ihm denn auch jetzt Tausende meist 
schlecht bewaffneter Bauern zu. Aber sie konnten die wieder vorrückenden 
Massen _ Schwarzenbergs und Blüchers nicht aushalten. Der Marsch der 
Heere ging gerade auf Paris zu. Napoleon versuchte seine Gegner von der 
Hauptstadt abzuziehen, indem er sich in ihren Rücken warf. Man ließ sich 
aber nicht beirren. Das französische Volksaufgebot wurde in einer letzten 
Schlacht zersprengt, und einige Tage später wurden die Höhen um Paris 
erstürmt. Der König Joseph von Spanien übergab die Stadt den Ver-
	        
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