11. Die Bedeutung der Kreuzzüge.
81
die Universitäten als Sitze der Wissenschaften entstanden
(1348 in Prag die erste in Deutschland unter Karl IV.). Von
nun an hörten die Geistlichen und Mönche auf, ausschließliche
Bewahrer der geistigen Habe des Volkes zu sein; die Volkssprache
wnrde zur Schriftsprache, und Leseu und Schreiben, früher' fast
lediglich von Mönchen geübt, wurden allgemein verbreitete Fertig¬
keiten. Dadurch faudeu namentlich die Urteile über deu inneren
Verfall der Kirche, über die maßlose Unsittlichkeit, Verschwen¬
dung uud Unwissenheit der Päpste, den weltlichen Sinn der Äbte
und die schlechte Zucht der Klostergeistlichen einen immer regeren
Austausch und bereiteten so langsam die Reformation vor.
Während somit die Kirche, die dem Ausbau eines einigen
deutschen Staates fortwährend entgegengearbeitet hatte, in den ge¬
waltigen Kreuzzügen die großartigsten Handlungen ihrer Macht be¬
thätigte, half sie zugleich durch dieselben das deutsche Volk aus
den Banden der Verfinsterung und der päpstlichen Hierarchie
befreien und baute unbewußter Weise aus den Trümmern der
alten Ordnung ein neues Selten auf, den Völkern zum Heil,
ihrer Herrschaft zum Verderben. Und wenn auch zugegeben
werden muß, daß mit den Kreuzzügen eine vermehrte Raub- und
Fehdelnst des verworfensten Teiles der Ritterschaft, eine erhöhte
Üppigkeit und Verweichlichung mancher Stünde herbeigeführt
worden ist, so darf darum doch nicht die segensreiche Bedeutung
derselben unterschätzt werden.
12. Das btntfdjr Kaisertum.
Als Karl d. Gr. sein Weltreich begründet hatte, erhielt Karolinger,
seilte Macht mit der Verleihung der Kaiserwürde bie volle Be¬
deutung. Das alte deutsche (fränkische) Königtum ging ganz in
bas Kaisertum auf. Der Kaiser erschien jetzt als ber oberste
Herrscher unb Beschirmer ber ganzen Christenheit. Von ihm
Böe, Kultnrbilder. 6