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In der Nacht zum Freitag um 4 Uhr betete Dr. Kögel:
Erscheine mir zum Schilde,
Zum Trost in meinem Tod,
Und laß mich sehn dein Bilde
In deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicke»,
Da will ich glaubensvoll
Dich fest an mein Herz drücken:
Wer so stirbt, der stirbt wohl!
Das darauf folgende Vaterunser sprach Ihre Majestät die
Kaiserin laut mit. Als der Geistliche mit dem 27. Psalm, V. 1,
begann. „®er Herr ist mein Sicht unb mein Heil, vor wem sollte
ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem
sollte mir grauen? und bie Frau Großherzogin an den Kaiser
bie Frage richtete: „Papa, hast Du es verstanden?" gab er tur
Antwort: „Es war schön".
Tie Großherzogin fragte hieraus: „Weißt Tu, baß Mama
an Teineni Bette sitzt unb Dir bie Hand hält?" Ta schlug er
lein Auge ans und sah die Kaiserin lange flctr an. Dann schloß
er das Auge, um es nicht wieder zu öffnen. Der letzte Blick aalt
der Kaiserin.
Äus dem ^5eöen des Kaisers Ariedrich.
Ans Kaiser Friedrichs Jugendzeit.
1. Kinderzeit.
Iwei Königskinder.
Eitt]t spielten zwei Königskinder
In Friedrichs des Großen Hain.
Hieß Friedrich Wilhelm der Knabe,
Luise das Mägdelein.
Rings blühten die Laubengänge,
Blanveilchen am Rosenhang.
Wie fröhliches Vogelgezwitscher
Der Spielrns der Kinder erklang.
Das Ange der Landesmutter,
Des Vaters Soldatengeist,
Den kleinen Fritz schon beim Spiele
Als Fritz den Guten erweist.
Vorm Bilde Friedrichs des Großen
Bewundernd der Knabe steht,
Jst's ihm doch, als ob die Mahnung
Des Ahnherrus ihn grüßend umweht.